Was bringt’s den Frauen?
Gendern muss sein in der Medizin, in der Unfallforschung oder im Sport. Aber nicht in der Sprache. Frauen werden, wenn sie sich darauf einlassen, mit Sichtbarmachung abgespeist, den LGBTIQ bringt sie nichts. Das krampfhafte Getue macht die Sprache sperrig, es erschwert die Verständigung, Literatur ist damit kaum noch möglich. Für Laien sind sprachwissenschaftliche Einwände schwer zugänglich, und von Genderbewegten werden sie gar nicht erst wahrgenommen. Sie kommen hier nur spärlich vor.
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1 Kann Sprache sensibel sein?
Sprache soll gerecht sein und sensibel. Das leuchtet ein, aber kann sie das? Sprache versteht nicht, was da von ihr verlangt wird, sie ist kein Mensch mit eigenem Verstand. Sie meint nicht, kann auch nicht mitmeinen. Gendersensibel können nur Menschen sein, und wenn wir dabei versagen, nützt auch gegenderte Sprache nichts. Es ist anmaßend, wenn Genderbewegte glauben, sie schüfen mit dieser Ablenkung eine gerechtere Welt. Mit dieser Illusion nützen sie keiner Frau.
2 Kann Sprache „sich“ veränderm?
Das sagt sich so leicht, es liegt einem geradezu auf der Zunge. Aber die Wortwahl „verändert sich“ führt in die Irre. In Wirklichkeit wird Sprache verändert: von uns allen, von der Sprachgemeinschaft. So entsteht Sprache seit jeher. Sprache kann keine Ärmel hochkrempeln und verkünden: „Ich will von nun ab gut sein!“
3 Hat Sprachsteuerung je funktioniert?
Sprache wird von allen Sprechern gebildet, verbildet, umgebildet. Das geschieht seit Jahrhunderten unangestrengt, geradezu basisdemokratisch. Gezielte Eingriffe gelangen stets nur ausnahmsweise und auch dann nur im Einklang mit der Sprachgemeinschaft (Perron wurde zum Bahnsteig, als die Leute das Oberschichten-Französisch satt waren).
4 Wie schützt Gendern vor Bosheit?
Angenommen es stimmte, dass Sprache Frauen „unsichtbar“ mache, und Sprachgendern würde das heilen: Wieso sind finnische Frauen besser dran als türkische, wo es doch in beiden Sprachen ein gender (grammatisches Geschlecht) nicht erst gibt? Mit Sprache geschieht Böses, aber dass die Ursache für Diskriminierung wäre, ist so beweisbar wie die Geburtenrate mit den Storchennestern erklärt werden kann.
5 Die Häme ist verdient, aber blöde
Allen Versuchen, eine Sprachweise zu erzwingen, ergeht es wie den Jahresendfiguren in der DDR. Solche Häme haben Frauen und Diverse nicht verdient. Lähmt Sprachgendern das Gehirn, oder wie kommt man zur Krankenschwesterin, zur Witwerin, wie kommt man auf Prostatapatient*innen und Samenspender*innen, wie auf Veganer:innen unter den Braunbären, oder auf Islamist*innen unter den Taliban? Sorry, aber solcher Blödsinn gelingt nur bei ausgeknipster Birne. Das ist fahrlässig, gerade im Angesicht der Künstlichen Intelligenz wird sorgfältiges eigenes Denken erst recht unerlässlich!
6 Und nach dem Sprachgendern?
Die Leute reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Was ihnen zu lang, zu umständlich ist, lassen sie sein, und das geschieht ganz von alleine. Sprachgendern ist sperrig, es verschwindet wieder. Erinnern wird man sich an das Vergängliche, an die Halbwertszeit einer Mode – die aber einigen Schaden hinterließ.
7 Wie „schafft“ Sprache Wirklichkeit?
Wird sie den Ukrainekrieg beenden, so wie das schon im Jemen und in Syrien so vorbildlich gelungen ist? Und den Nahen Osten befrieden? Wird Sprache Drogen vernichten, die Prostitution und noch vieles mehr, also alles Böse? Derlei Gerede lenkt doch nur ab und Sprache wird dann noch weniger ernst genommen. Am Ende gilt nur noch Gesäusel, Hauptsache es klingt aufgeklärt?
8 Macht Sprache selbstbewusst?
Sicher kann Sprache zum Bewusstsein beitragen, aber welches Bewusstsein entsteht, wenn Mitmacher die Gendersignale herunterbeten wie ein eiliges Ave Maria und sie dabei abnutzen wie in den Schlagern die Liebe? Oder sollen alle so pointieren sprechen wie Petra Gerster – das hielte dann länger? Wirklich?
9 Gleiches Recht weltweit, oder nicht?
Diskriminierung von Frauen und LGBTQ+ muss weltweit aufhören, auch in Sprachen, auch wo die Grammatik kein Genderproblem kennt, wie im Englischen und Chinesischen. Sie aber bringen das meiste Gewicht auf die Waage, gegen sie ist nichts durchsetzbar. Der Welt fehlt ein deutscher Sonderweg wie dem Apotheker eine Kreissäge.
10 Genderzwang gibt es nicht?
Es werde „keiner zum Gendern gezwungen“, heißt es in goldiger Scheinheiligkeit. Ganz Ähnliches gilt für die Pflege gewisser Körperteile: Es besteht kein Waschzwang. Aber wer nicht mitgendert, darf diskriminiert werden?
11 Apropos Taktgefühl
Während auf dem Fußweg nach Dschidda äthiopische Frauen von saudischen Grenzern niedergemetzelt werden, wenn Kinder vor laufender Kamera verschleppt werden und Blutrausch mit Bonbons belohnt wird, kommt einem schon mal peinlich vor, wie wir hierzulande echte Probleme mit Scheinlösungen verkleistern.
12 Gilt Nuscheln als Gendern?
Man muss Olaf Scholz nur zuhören, wie er die Bürer und Bürer beschwört, aber vermutlich Bürger und Bürger:Innen meint. Kein Vorwurf, so reden viele ohne Absicht, auch Katarina Barley klingt so. Im täglichen Sprachgebrauch werden Laute nun mal verschliffen, das ist so. Deshalb wird auf die Dauer auch nichts aus dem Sprachgendern, es geht zum einen Ohr herein, zum anderen hinaus, und es hinterlässt Gleichgültigkeit – und kaputte Sprache.
13 Eine Pein für Auge und Ohr
Eifrige be-to-nen „Genossinnen und Genossen“ me-ga-deut-li-ch, damit sie unterscheidbar bleiben. Das ist gut gemeint, aber es erfreut nur Ohren und Augen der sowieso schon Überzeugten, alle Übrigen schreckt es ab.
14 Abgehobenes Gendern
Sprachgendern ist den Bürgern zu akademisch und es gilt – wenn sie es überhaupt wahrnehmen – als Nötigung durch „die da oben“. Wie klug ist es, mit elitärer Rechthaberei Frauen- und Minderheitenrechte gegen die Alltagssprache auszuspielen?
15 Flintas statt Frauen
Geht es um Sichtbarmachung der Frau, oder um das schlechte Gewissen: Egal was und wie man es sagt, Hauptsache es ist falsch?
16 Unter dem Deckmantel verbergen
Diskriminierung lässt sich unter dem Mäntelchen des Genderns fortsetzen: „Was wollen Sie denn: Wir gendern doch!“ Dass es oft nur Lippenbekenntnis ist, lässt sich am Tonfall erkennen, sofern man überhaupt noch hinhört.
17 Auf die Knie, Männer!
Es hält sich der – natürlich total abwegige – Verdacht, dass es um Unterwerfung, nicht um Gerechtigkeit ginge. Um den Kotau der Männer vor den Frauen. Wie Wilhelm Tell den Hut des Geßler zu grüßen hatte (vielleicht mal bei Schiller nachlesen, was das gebracht hat?).
18 Um des lieben Friedens willen
Sprachgendern aus Taktgefühl wäre z.B. die Beidnennung, aber wie Liebe Deutsche und Deutschinnen? Man könnte Damen und Herren! durch Menschen! ersetzen. Mancher wäre gar bereit zum Femininum (die Arzt) oder Neutrum (das Arzt). Oder zum generischen Femininum. Jede Idee ist eine Kopfgeburt, aber so läuft Sprache nicht: Die Leute machen mit, oder auch nicht, in diesem Fall tut es die Mehrheit genau: nicht. Darunter Millionen Frauen.
19 Gegendertes ist leicht verständlich?
Entscheidend ist, ob verstanden wird und von wem. Vielen wäre eher mit Leichter Sprache geholfen. Zugegeben, kein einfach zu lösendes Problem, aber mediale Rechthaberei ohne Rücksicht auf die Schwachen ist keine Antwort.
20 Symbole zu verheizen
Wenigstens wegen der Symbolik solle man mitmachen! Die aber wird in den Medien rund um die Uhr plattgebügelt. So verramscht man Symbole, denen man selber nicht traut. So zerstören Feministen eigenhändig die Chance, die das Sprachgendern vielleicht noch gehabt hätte.
21 Schadet das Sprachgendern? Wem?
Sprachgendern diskriminiert Behinderte, Flüchtlinge, Grundschüler, Legastheniker, Analphabeten – so darf man sie selbstverständlich nicht nennen, aber sie mit Sprachgendern piesacken, das darf man?
22 Sprich weiter, ich hör eh nicht hin
Alte Weisheit guter Redner: Je sperriger die Rede, desto eher schwindet die Aufmerksamkeit der Zuhörer. Zu vermeiden sind daher Fremdwörter, Bandwurmsätze, Passivsätze und Sprachgendern. Oder ist es Absicht: So genau soll keiner hinhören?
23 Futter für den Amtsschimmel
In Ämtern und Behörden wird Sprache besonders pflichtbewusst gegendert. Dabei ist der Schimmel schon schlimm genug zu verstehen. Das erleben Steuerzahler als Überheblichkeit, und Ausländer verstehen kein Wort. Aber Flüchtlinge spielen ja keine Rolle, oder?
24 Sprachwissenschaft, gibt es die?
Genderbewegte widerlegen die ausführlichen Einwände renommierter Sprachwissenschaftler nicht, sie hören sie gar nicht erst. So arrogant ist, wer selber auf schwachen Füßen durch die Linguistik stolpert. Nebenbei zeugt es vom mangelnden Respekt, den Genderbewegte aber einfordern.
25 Studien ohne Beweiskraft
Zwar sind 95 % der Grundschullehrer Frauen, aber die Kinder denken bei „Lehrer“ nur an Männer? Ist das wahr? Mit Eifer gepfuschte Studien der Psycholinguistik halten aber keiner Überprüfung nach wissenschaftlichen Kriterien stand: Sie sind nicht repräsentativ, sie enthalten Vermutungen statt Beweise. Die Psycholinguistik gegen die Linguistik auszuspielen, kann man getrost den Wissenschaftsleugnern überlassen.
26 Es wimmelt von alten Männern
Gegner des Sprachgenderns seien vorwiegend alte Männer, die ihre Sprachgewohnheiten verletzt sehen, wahlweise auch: … die um ihre Dominanz über die Frauen fürchten. Das klingt so schlüssig, das muss ja stimmen! Wenn einem nichts Intelligenteres einfällt. Auch wenn es nebenbei die Alten diskriminiert. Nach dieser Logik hätte ja auch Arthrose, wer dreimal niest. Oder Recht hätte, wer am lautesten telefoniert.
27 Homophobe Frauenfeinde
Wer nicht gendert, ist frauenfeindlich ist kein Argument, sondern aus der untersten Schublade. Dann wäre auch gegen Gemüse, wer Sauerkraut ablehnt. Kann die Debatte tiefer sinken?
28 Karl Marx war rechtsradikal
Wer sich für Deutsch einsetzt, ist ein Nazi. Das ist zwar kein Argument, aber hinlänglich bewiesen: Es galt bereits für Bertolt Brecht, Erich Kästner, Heinrich Böll, Max Frisch, schon vorher für Heinrich Heine, Karl Marx, Rosa Luxemburg, Clara Zetkin – na klar, alles rechtsextremes Gesocks, und von Sprache keine Ahnung…
29 Wer wandelt die Sprache?
Wer tut es, die Sprachgemeinschaft, oder einige Wenige? Dass es schon immer Eliten gewesen wären, ist eine Annahme, eine falsche. Schon immer war es das Volk. Das Wort deutsch ist hergeleitet aus althochdeutsch thiutisk, das bedeutete zum Volk gehörig, nicht zu einer Minderheit, die sich für aufgeklärt hält. Tatsache.
30 Ändert Beifall den Sachverhalt?
Dass auch Banausen das Sprachgendern ablehnen, ist als Argument gegen Sprachbesorgte zu dürftig. Wie wäre es, wenn wir weiterhin gemeinsam die Demokratie verteidigen, egal welche Partei es in den Bundestag schafft?
31 Unverdächtige Zeugen
Es gibt unverdächtige Zeugen gegen das Sprachgendern, etwa Navid Kermani. Oder die Frauen der DDR, die auf ihren Beruf als Dreher (nicht: Dreherin) stolz waren. Was soll die Besserwisserei gegenüber Frauen, die zum Gendern keine Lust haben?
32 Ein Quentchen Respekt
Mag sein, es gibt in Fragen der Kultur keine gültige Mehrheitsmeinung, da haben auch Minderheiten recht. Der Machtkampf um Deutungshoheit ist jedoch weder Kunst noch Kultur, sondern eine Anmaßung, noch dazu ohne Rücksicht auf die weniger Privilegierten, die weniger Gebildeten.
33 Mehr als ein bisschen verlogen
Klimaleugner gibt es, aber seltsam: keine Klimaleugnenden. Wird da selektiv gegendert, wie schon bei den Nationalsozialistinnen und Terroristinnen – unter Verzicht auf Genderkorrektheit? Nein, das ist wohl keine Absicht, es ist nur die vollkommene Abwesenheit von Gedanken beim Gebrauch des Sprechwerkzeugs.
34 Jeder gegen alle
Ein Beispiel für viele: Jeder/jede/jedes soll wegen der bösen Endung /er/ wegfallen und stattdessen soll alle gesagt werden. Das ist ein feiner, nützlicher Unterschied. Wer diesen nicht erkennt, leidet bereits an Sprachverarmung, sie wird durch Sprachgendern noch schlimmer.
35 Was nützt die Wagenburg?
Die Wucht des dauernden Sprachgenderns schafft – bei nicht nachweisbarem Nutzen für die Frauen – viel Aufwand für alle.
36 Warum gendern Frauen ungern?
Warum wohl? Nele Pollatschek, Svenja Flaßpöhler, Elke Heidenreich und Millionen andere möchten nicht auf ihr Frausein beschränkt werden. Übrigens möchten auch Männer nicht pausenlos an Sex denken müssen. Nele Pollatschek nennt das Sprachgendern eine „sexistische Praxis, deren Ziel es ist, Sexismus zu bekämpfen.“
Das Wort gender ist englisch, es kommt aus dem Lateinischen genus = Typ, Rasse. Genus bezeichnet das grammatische Geschlecht. Dieselbe Wurzel hat genre. Das Geschlecht der Habsburger hat mit dem biologischen Geschlecht (lateinisch sexus) nichts zu tun. Auch Musik hat zwei Geschlechter: dur und moll. Verwechslungen mit dem biologischen Geschlecht sind verständlich, aber es ist unnötig, dabei erwischt zu werden. Scherz beiseite: Auch wenn die Biologie nur zwei zulässt, können „gefühlt“ doch viel mehr Geschlechter existieren, kein Problem – sie aber auch sprachlich unterzubringen, ist zu viel verlangt.
Sicherlich hätte es mehr genützt, den grammatischen „Geschlechtern“ Farben zuzuweisen. Dem Genderstreit fehlt der gute Wille, den es bei Don Camillo und Peppone noch gab.
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