Autor Baer
Warum ich in Deutschland lebe
Eine Anmerkung
Ich bin kein Deutscher. Ich bin Europäer deutscher Sprache. Ich genieße die deutsche Sprache.
Meine kulturelle Heimat reicht im Norden bis Finnland (nicht nur wegen Jean Sibelius), im Westen bis zum Atlantik (nicht nur wegen der keltischen Tänze), im Süden bis zum Kap der Guten Hoffnung (nicht nur wegen der dort lebenden kroatischen, sizilianischen, griechischen und portugiesischen Verwandten und Freunde), und im Osten bis Polen.
Hier bin ich Deutscher, auch als Österreicher, insofern ich mich in der Mitte Europas erfahre, eng verwandt mit den nächsten Nachbarn, den Tschechen, Dänen, Franzosen, Niederländern. Ich könnte mich ebenso wohlfühlen in ihren Ländern, tue das auch von Zeit zu Zeit. Sollte mich doch etwas aus Deutschland wieder fortlocken, dann wäre es die Überlegenheit unserer Nachbarn in einer Eigenschaft, die wir gerne uns zuschreiben, aber selten beweisen: gelassene Gemütlichkeit bei gutem Essen.
Amerikaner?
Meine Großmutter väterlicherseits, Christine Baer-Frisell, Schülerin von Jacques Dalcroze und Wiedergründerin seiner Schule in Hellerau (Dresden) nach dem Ersten Weltkrieg, war geborene Amerikanerin – französischer Herkunft. Nach der hergebrachten Auffassung von Staatsangehörigkeit wäre ich demnach ein Viertelamerikaner. Na gut, dann nehme ich mir ein Viertelrecht, auch meinen „Landsleuten“ jenseits des Ozeans auf die Finger zu schauen.