Was bringt’s den Frauen?
Gendern muss sein: in der Medizin, in der Unfallforschung oder im Sport, nur nicht in der Sprache. Da stört das Gutgemeinte. Mit der Aussicht auf Sichtbarmachung werden Frauen davon abgelenkt, griffige Verbesserungen zu fordern, und den LGBTIQ bringt das Thema nur verlogene Anerkennung. Bezahlt wird das Ganze in allen Lebensbereichen, Literatur würde mit Gendersprache unlesbar gemacht. Für Laien sind die fachlichen Einwände der Linguisten schwer zugänglich, nur deshalb kommen die Genderbewegten damit durch, dass sie seriöse Einwände gar nicht erst hören, geschweige denn zuhören. In dieser neuen Edition 3 der „Problemzonen“ sind die Argumente redigiert, neu gruppiert und um einige Gedanken auf 70 Positionen erweitert.
Unbestreitbares
A 1 Sprache schafft Realitäten? Schön wär’s
Wo haben die Rufe nach „Frieden!“ jemals Frieden geschaffen? Wo hat „sensible“ Sprache gerechtes Denken und Handeln bewirkt, neue Realität geschaffen? Wem nutzt und wem schadet solches Wunschdenken?
A 2 Ist Sprachgendern zeitgemäß?
Während anderswo Frauen geschändet, verstümmelt, dabei sogar gefilmt werden, fragen sich hellwache Frauen hierzulande, ob das aktuelle Sprachgendern nicht von Problemen ablenkt, die wirklich wehtun.
A 3 Was bringt das Sprachgendern?
Die Frauen sind in Finnland offensichtlich besser dran als in Deutschland, in der Türkei sind sie davon weit entfernt. Gendern geht in beiden Sprachen nicht, also ist Gerechtigkeit mit Sprachtricks nicht erzwingbar.
A 4 Gerechtigkeit weltweit oder auf Deutsch?
Da Milliarden Frauen, unter anderem in China, in Sprachen leben, die ohne Geschlecht auskommen, wo ein Sprachgendern also unmöglich ist: Müssen sie für die Gerechtigkeit also auf Deutsch umsteigen?
A 5 Wo zählt die Stimme der Mehrheit nichts?
In der Kultur bedeutet Mehrheit nichts. Sie hätte schon da Vinci, Mozart, Goethe verhindert. Darf man die Mehrheit zum Gendern zwingen? Deutungshoheit ist eine Machtfrage, sie hat mit Kultur nichts zu tun.
A 6 Sensibel kann Sprache nicht sein
Sprache ist nicht gerecht, sie ist kein Lebewesen, sie meint nichts und auch niemanden „mitmeinen“. Sensibel sind wir Menschen, und wenn wir dabei versagen, nützen keine Tricks, auch kein Sprachgendern.
A 7 Gendern verfehlt das Thema
Eigentlich ist längst geklärt, dass in jedem von uns das Männliche lebt und das Weibliche, dazwischen ungezählte Mischungen. Sprachgendern verhindert einen entspannten Umgang mit Geschlechterfragen.
Unredliches
B 1 Gendern vor dem Spiegel
Wie wichtig ist es, für sein Sprachgendern als ein guter Mensch gelobt zu werden? Oder möchte man, wenn die Kollegen gendern, bloß nicht unangenehm auffallen? Bei den meisten ist das offenbar der Fall.
B 2 Elitäre Gängelung
Unbelehrbare erleben das Gendern der Sprache als Gängelung durch „die da oben“. Denen dieser Vorwurf nicht schmeckt, aber sie machen weiter und merken nicht, welchen Hass sie fortwährend neu entfachen.
B 3 Um wen es wirklich geht
„Ich möchte, dass sich alle Schüler:innen in meiner Sprache wiedererkennen können“. Geht es bei diesem Kitsch wirklich um ihre Schüler, oder geht es um das Selbstbild der Lehrerin, die solches behauptet?
B 4 Genötigt wird keiner?
„Keiner wird zum Gendern gezwungen“, heißt es in goldiger Scheinheiligkeit. Waschzwang besteht auch nicht. Aber wer stinkt – oder das Gendern nicht freiwillig verinnerlicht – riskiert wirklich gar nichts?
B 5 Auf die Knie, Männer!
Manche Männer glauben ja, es ginge beim Gendern gar nicht um Gerechtigkeit, sondern um eine Geste der Unterwerfung. Wenn sich diese – böswillige – Unterstellung bloß nicht bei den Machos herumspricht!
B 6 Du bist sowieso OUT
Geht es um Frauen, um Queere, um Menschen im wahrhaften Zweifel um ihr Geschlecht? Oder soll nur schlechtes Gewissen – vor allem den Männern – bereitet werden: „Egal was du sagst, du bist sowieso OUT!“
B 7 Wissenschaft darf man leugnen?
Genderbewegte gehen auf die Einwände der seriösen Sprachwissenschaftler gar nicht erst ein, sie schaffen es, diese völlig zu ignorieren. Ihre Unlust auf widersprüchliche Erkenntnis teilen sie mit Flacherdlern.
Verweigertes
C 1 Forschungsergebnisse zum Aussuchen?
Dass das Maskulinum mit dem biologischen Geschlecht nur ganz am Rande etwas zu tun hat, ist gründlich bewiesen. Würde man auch der Klimaforschung so widerspenstig begegnen, man gälte als Klimaleugner.
C 2 Aber die psycholinguistischen Studien?
Studien aus der Psycholinguistik widerlegen die Linguistik? Bisher nur sehr oberflächlich, denn sie genügen selten wissenschaftlichen Kriterien und sind nicht repräsentativ; Vermutungen sind keine Beweise.
C 3 Wissenschaften gegeneinander stellen?
Für neue Erkenntnisse ist Psycholinguistik trotzdem wichtig, aber es ergibt keinen wissenschaftlichen Sinn, diese – mit Hilfe halbseidener Studien – gegen Sprachwissenschaft und Germanistik auszuspielen.
C 4 Unverdächtige Zeugen
Unverdächtige Zeugen für gelebte Gleichheit waren zum Beispiel die Frauen in der DDR, die von Beruf Dreher (nicht Dreherin) waren, Traktorfahrer, Ingenieure. Auf Sprachtricks konnte verzichtet werden.
C 5 Gendersprache sei leicht verständlich?
Als seriös feilgebotene Studien sollen beweisen, dass gegenderte amtliche Texte sehr wohl verstanden würden? Wer wurde befragt: Leseschwache, Flüchtlinge, Eilige? Und bitte genau was heißt „verstanden“?
C 6 In den Mund gelegte Antworten?
Die Grundschulkinder denken also bei „Lehrern“ nur an männliche Lehrer? Obwohl ihre Lehrer fast alle Frauen sind? Für wie dämlich hält man die Eltern, die so offensichtlichen Humbug ernstnehmen sollen?
C 7 Und wenn das Maskulinum böse wäre?
Angenommen, es stimmte, dass man nur an Männer denkt, wenn von Autofahrern die Rede ist: Dann wären auch sämtliche ernst seriös durchgeführten Umfragen, die exakt das Gegenteil beweisen, gefälscht?
C 8 Geschlecht ist nicht Geschlecht
Mit grammatischen Geschlechtern werden Wörter aus Konvention, nicht zwingend logisch klassifiziert. Mit Sex haben die Tongeschlechter Dur und moll nichts zu tun, auch nicht das Geschlecht der Habsburger.
C 9 Wem die Sprache gehört
Sprache gehört keiner Minderheit, und sei diese noch so aufgeklärt, und schon gar nicht Vorbetern, die glauben, sie dürften ihre Mitbürger blamieren, nötigen oder zur korrekten Sprache sogar zwingen.
C 10 Gendern gemäß dem Sprachgewicht
Weltweit meistgesprochen liegen vorne: Englisch als Lingua franca und in Indien, sodann die chinesischen Sprachen: genderfrei. Als globale Lösung ist sprachliche Sichtbarmachung also gar nicht möglich.
Gemeintes
D 1 Die Männer haben sich verschworen
Wurde die Sprache schon vor 2000 Jahren tatsächlich in der Absicht entwickelt, dass die Frauen damit unterdrückt würden? Genau wie sollen sich diese Vorgänge abgespielt haben – mal zu Ende gesponnen?
D 2 Gegendert ist nicht erobert
Ist nicht in Wirklichkeit jede Eroberung einer männlichen Domäne ein Sieg der sprachlich unsichtbaren Frauen? Sodass „Frau Bundeskanzler“ offensichtlich viel mehr wiegt als „Frau Bundeskanzlerin?“
D 3 Frauen, die das Gendern nicht mögen
Warum gendern Frauen nicht oder nur unwillig? Fragt sie doch! Weil sie nicht auf ihr Frausein reduziert sein möchten, meinen zum Beispiel Nele Pollatschek, Svenja Flaßpöhler und Elke Heidenreich.
D 4 Sogar Männer sind gegen Gendern
Auch Männer finden es dämlich, durch das Sprachgendern von früh bis spät an Sex erinnert zu werden. Man soll es ja nicht glauben, aber manche Männer denken hier und da an etwas anderes. Tatsache.
D 5 Genau wer sind hier die Sexisten?
Für Nele Pollatschek ist das Sprachgendern eine „sexistische Praxis, deren Ziel es ist, Sexismus zu bekämpfen“. Seltsam nur, dass genderbewegte Frauen offenbar glauben, das würde niemandem auffallen.
D 6 Machbar ohne sprachliche Sichtbarkeit
Warum sind Finnlands Frauen zugleich sichtbarer und erfolgreicher als die in der Türkei, obwohl Gendern in beiden Sprachen überhaupt nicht machbar ist? Was ist an dieser Tatsache so schwer wahrnehmbar?
D 7 Ablenken lassen
Warum fallen die meisten Frauen auf Sprachgendern nicht herein? Vielleicht, weil sie merken, dass das Gerede von der Lohngerechtigkeit ablenkt, von familiengerechten Regelungen, von handfesten Lösungen.
D 8 Genderwashing wie Greenwashing
Die Werbung sagt: „Seht her, wie toll wir gendern!“ Unter diesem Deckmäntelchen lässt sich weiter diskriminieren, etwa mit Kinderarbeit. Auf Genderwashing kann man, muss man aber nicht hereinfallen.
D 9 Sind alle Männer Machos?
Wer von vornherein Bescheid weiß, dass alle Männer nichts als Machos sind, verwechselt auch das Motorrad mit dem Lastenfahrrad. Also, liebe Leute, wenn schon Polemik, dann bitte mit ein bisserl Niveau!
D 10 Actor, not actress
Wer seine Genderargumente aus England bezieht, darf getrost zur Kenntnis nehmen, dass namhafte Schauspielerinnen als actor bezeichnet sein wollen, nicht als actress. Die haben sich etwas dabei gedacht.
Nutzloses
E 1 Rechthaberei der Übereifrigen
Unentwegt und überdeutlich betonen Übereifrige: „Genoss-innen und Genossen.“ Nichts gewonnen, wenn ihre Pedanterie die längst Überzeugten bekehrt, aber zehnmal so viele zur gewaltbereiten Wut treibt.
E 2 Kann Aufregung schaden?
Darf ein Thema inhaltlich nicht beschädigt werden, dann sollten die Proteste mit weniger Aufregerpotenzial vorgebracht werden als der Inhalt, den es zu bekämpfen gilt. Das gilt übrigens für beide Seiten.
E 3 Verramschte Symbole sind wertlos
Was können Symbole noch wert sein, wenn sie von genderfreudigen Prominenten und Medien von früh bis spät zu Floskeln platt gebügelt werden? „Lies ruhig weiter vor, Omi, ich hör sowieso nicht zu.“
E 4 Semantisch satt gefressen
Erwiesen ist, dass zur sogenannten semantischen Sättigung führt, was allzu oft wiederholt wird: Überfüttern macht müde. Dann hört nachher keiner hin, wenn es an die Nähte geht, etwa wie bei Fehlalarmen.
E 5 Häme und Humormangel
Stilblüten wie die „Deutschen und Deutschinnen“, die „Gästinnen“ und die „Geschwistin“ sorgen für immer frischen Spott. Das sind Steilvorlagen für die billigste Art der Häme, wo Humor willkommen wäre.
E 6 Sprache prägt das Denken?
Wenn Sprache wirklich das Denken prägt, welches Unheil mögen im Kopf dann die „Samenspender:innen“ anrichten, also Wörter die nur zustande kommen, wenn man sein Denken vollkommen stillgelegt hat?
E 7 Witwerinnen des Gehirnlosen
Auf die Krankenschwesterin und die Witwerin, auf Prostatapatient*innen, Taliban:Innen und Islamist*innen, auf vegane Bärinnen oder die Hünd*innenleine kommt man mit Hilfe von Substanzen, oder auf Befehl.
Beschädigtes
F 1 Vernebelung durch Gendern
Durch sperriges Reden geht die Konzentration der Zuhörer sofort verloren. Wer das vermeiden möchte, lässt Fremdwörter sein, auch Bandwurm- und Passivsätze – und alle Varianten der Gendersprache.
F 2 Rücksichtslos gegenüber Flüchtlingen
Das Ämterdeutsch ist schon ohne Gendern schlimm genug. Das finden die Steuerzahler überheblich, die Zuwanderer verstehen Bahnhof und die „Geflüchteten“ nicht einmal das. Müssen Ämter arrogant auftreten?
F 3 Behindert werden Millionen Bürger
Sprachgendern verletzt in ihren Rechten die Behinderten, die Flüchtlinge, die Grundschüler, die Legastheniker, die Analphabeten (auch ein Unwort, aber sie mit Gendersprache zu piesacken geht in Ordnung?)
F 4 Mitgendern auf Knopfdruck
Wie Sprache wirklich funktioniert, wissen Linguisten und helle Beobachter: Die Leute machen beim Sprachwandel mit, oder auch nicht, beim Gendern genau: nicht, die meisten jedenfalls haben keine Lust.
F 5 Woher der Widerstand gegen Gendern?
Wenn das Gendern bereits nachlässt, warum wehren sich noch die Gendergegner? Weil nur die Gendersonderzeichen verschwinden; die härteren Schäden an der Sprache bleiben hängen und schmerzen viel mehr.
F 6 Schadenersatz und Reparatur
Wer bezahlt eigentlich die Schäden durch Sprachgendern bei den Betroffenen, und wer repariert dann die Sprache, wenn das überhaupt noch gelingt, weil keiner mehr die Ersatzteile kennt – und findet?
F 7 Wem nützt eine erzwungene Tugend?
Sicher kann ein guter Umgang mit der Sprache die Seele veredeln. Hirnloses Mitgendern bewirkt aber das Gegenteil und eine Tugend ist das nicht. Erzwungenes Wohlverhalten ist gelebte Verlogenheit: riskant.
F 8 Haltung oder Verstehen?
Entlang der Trampelpfade der sprachlichen Gewohnheiten folgen wir ungeschriebenen Regeln und verstehen einander. Wegen irgendeiner Haltung dagegen zu halten, schafft Identität – auf Kosten des Verstehens.
F 9 Rassisten in bester Gesellschaft
Martin Luther King sprach von „negroes“ (lateinisch: niger = schwarz) und wird nicht zensiert. Anders als Mark Twain, Astrid Lindgren, Léopold Sédar Senghor. Weil sich nur Schwarze mit Farben auskennen?
Unverschämtes
G 1 Nazis wie Böll, Brecht und Marx
Wer sich für Deutsch einsetzt, ist offenbar ein Nazi, das gilt als bewiesen seit Brecht, Kästner, Böll, Frisch, auch Heine, Marx, Luxemburg, Zetkin, Thomas und Heinrich Mann – alles tiefbraune Ideologen.
G 2 Mit Nazis gegen das Gendern?
Besonders dürftig gegen Genderunlustige ist der Vorwurf des „Beifalls von der falschen Seite“. Dann müsste man auch ganze Parlamente ablehnen. Genau was ist an diesem Vergleich so schwer zu verstehen?
G 3 Es wimmelt von alten Männern
Gegner des Sprachgenderns seien „alte Männer, die um ihre Dominanz über die Frauen fürchten.“ Das klingt schlüssig, wenn einem nichts Stichhaltiges einfällt. Wo es doch so flächendeckend unwiderlegbar ist.
G 4 Überall homophobe Frauenfeinde
„Wer nicht gendert, ist offenbar frauenfeindlich.“ Und homophob ist er auch. Das ist als Argument so zwingend einsichtig, unwiderlegbar und nützlich wie: „Wer kein Sauerkraut mag, hasst auch Gemüse.“
Sprachwandel
H 1 Kann Sprache sich verändern?
Die Wortwahl „verändert sich“ führt in die Irre. Sprache wird verändert: von uns, ihren Sprechern. Wäre Sprache ein Lebewesen, könnte man sie bestrafen, aber sie kann nicht anders. Sie kann gar nichts.
H 2 Aber man kann Sprache ändern!
In Grenzen ja. Sprache wird seit jeher von alleine gebildet, unangestrengt, geradezu basisdemokratisch. Gewollte Eingriffe gelingen selten, nur in autoritären Staaten und bleiben nie lange bestehen.
H 3 Statt Ärzten nur noch Ärztinnen
Damit es Ruhe gibt, könnte man sich vielleicht auf die konsequente Verwendung des generischen Femininums verständigen. Aber denkt selber nach: Warum gelänge auch diese friedenstiftende Initiative nicht?
H 4 Nur noch das generische Maskulinum?
Naheliegend wäre auch der ausschließliche Gebrauch des generischen Maskulinums. Aber das Sprachvolk hält sich an eigene Gewohnheiten: Auch solcher Zwang käme nicht gut an und wäre einfach nicht durchsetzbar.
H 5 Wer die Sprache wandelt
Sprachwandel geschah auch früher nicht von oben herab. Das Wort deutsch kommt von althochdeutsch thiutisk (= „zum Volk gehörig“); die Sprache gehorcht auf die Dauer nicht einmal denen, die das Sagen haben.
H 6 Was nicht passt, vergeht von selbst
Das Wort „Fräulein“ wurde nicht mehr gebraucht, daraufhin verschwand es, allmählich und von alleine. Wer glaubt, er habe Wörter abgeschafft, schießt auf tote Hasen. Und glaubt an das Jugendwort des Jahres.
H 7 Seit wann gilt Nuscheln als Gendern?
Olaf Scholz spricht über die „Bürer und Bürer“ und merkt es nicht, andere brabbeln über die „Weltmeischaft“. Das ist normal, selbst Katarina Barley verschleift die Sprache, auch daran scheitert das Gendern.
H 8 Modisches vergeht von selbst
Was die Sprachgemeinschaft nicht von alleine adoptiert, verschwindet, wie jede Mode. „Backfisch“ und „knorke“ kannte mal jeder, heute keiner. Auch die Jugendsprache kommt und geht – durch die Medien.
H 10 Gendern ist zu sperrig
In Wirklichkeit reden die Leute, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Was ihnen zu umständlich ist, zu lang, zu üppig, lassen sie weg; sprachlicher Sperrmüll verstopft Verordnungen, Anweisungen, Gesetze.
H 11 Intuitive Grammatik
Die Grammatik der Muttersprache erwerben wir intuitiv. Durch Sprachgendern wird das natürliche Gespür dafür gestört – mehr Grammatik in der Schule würde den Schaden weder vermeiden noch beheben.
Sprachverarmung
K 1 Beispiel – die böse Endung /er/
Sag nicht keiner, sag niemand! Wegen der offenbar bösen „männlichen“ Endung „er“ soll jeder durch alle ersetzt werden. Als ob sie dasselbe wären! Das sind verwandte, aber verschiedene Bedeutungen.
K 2 Beispiel – Kräfte statt Menschen
Um niemanden zu verletzen, werden sie zu anonymen „Kräften“: zum Lehren, Putzen, Pflegen, also ersetzbar durch Roboter; diese haben kein Gerechtigkeitsproblem, das wird die Betroffenen trösten.
K 3 Beispiel – im Passiv verschwinden
Weg vom Menschen, hin zur Tat: Gendergerechte Passivsätze lenken ab von dem, der die Anwesenden notiert, die Liste wird erstellt, das Seminar wird geleitet, so wird Sprache abstrakt, unpersönlich.
K 4 Beispiel – das Partizip umstülpen
Die Sprachgemeinschaft braucht das Partizip Präsens, sonst hätte sie darauf verzichtet. Die toten Radfahrenden und die abwesenden Teilnehmenden verwässern den Gebrauchswert dieser grammatischen Form.
K 5 Beispiel – geblähte Bandwürmer
An fortgeschrittener Sprachverarmung leidet bereits, wer nicht mehr merkt, dass Blindenhundentrainer und -trainerinnen, und Blähwörter wie die Mitarbeitendengespräche die Sprache verkleben.
Das Wort gender ist englisch, vom Lateinischen genus = Typ, Rasse. Genus bezeichnet das grammatische Geschlecht. Bei der Verwechslung mit dem biologischen Geschlecht sexus muss man sich aber nicht erwischen lassen. Die Tongeschlechter Dur und moll haben auch nichts mit Sex zu tun. Scherz beiseite: Auch wenn die Biologie nur zwei zulässt, „gefühlt“ bestehen mehr Geschlechter. Das ist kein Problem – diese auch sprachlich unterzubringen, ist aber zu viel verlangt. Bei den „grammatischen Geschlechtern“ geht es jedenfalls nicht um Frauen oder Männer. Sicher hätten Farben mehr genützt: „Rot/Grün/Blau“ statt „er/sie/es“ (masc./fem./neutr.). Sie hätten uns manch bizarren Streit erspart. Dem Genderstreit fehlt allerseits der gute Wille, den es bei Don Camillo und Peppone noch gab – das kann man nachlesen. Zu helfen ist allen Geschlechtern nicht mit Worten, sondern Taten.
© Oliver Baer, im Juni 2024
Zum Herunterladen: Problemzonen des Sprachgenderns – Edition 3 6-2024