Es kratzt draußen an der Küchentür, ich öffne. „Na du?“ sage ich. „Ich heiß‘ nicht Naidoo,“ sagt Spottolski, er steuert an mir vorbei und hält Kurs auf seinen Napf.
„Nichts,“ sagt er, „wie immer.“ Das stellt er fest, so wie er des Morgens das Wetter, oder auf Kaisers Wiese die Elstern zur Kenntnis nimmt, objektiv, ohne Eifer: Mich füttert in diesem Haus kein Schwein! Dass er vor kaum einer Stunde seine Wampe vollgeschlagen hat, als Einwand meinerseits, trägt zur Erhellung der Sachlage offenbar nichts bei. Tatsache ist, der Napf ist leer.
Und leer bleibt er. Er solle die Elstern scheuchen, dann gäbs was, sage ich. Das sieht dann so aus: Drei, vier Elstern stehen im Halbkreis um Spottolski, die Haare stehen ihm zu Berge, aber er sitzt. Auf einer Backe, aber er sitzt. Alain Delon als der Eiskalte Engel war dagegen ein Hektiker. Einen Schritt nur sollen sie wagen, dann macht er sie alle! Die Elstern tun aber nichts, er zur Sicherheit auch nichts.
Dann bekommt er Büchsenzeugs aus dem Drogeriemarkt, praktisch das einzige Futter, das ihm das Sodbrennen erspart. Ich frage etwas Fachliches, zum Beispiel: „Woran arbeitest Du?“ Im Winter hatte Spottolski nämlich ein neues Produkt entwickelt. Das fand auf der Heizung statt (das Entwickeln), auf Daunendecken, im Wäschekorb, bei geschlossenen Augen, in der Horizontalen. So war er auf offene Immobilienfonds gestoßen, ein profitables Produkt, hatte er gehört, und ob er unseren Schuppen nießbrauchen dürfe.
„Ja sicher,“ sage ich, meine Verhandlungsposition ist ja, rein napfmäßig gesehen, chronisch trübe. „Den musst du schließen,“ schlug ich vor. Ich hatte gelesen, die offenen Fonds seien nicht so ergiebig. „Eben das habe ich im Sinn,“ sagte der Kater.
Vor ein paar Tagen verkündete er dann den Roll-Out seines Fonds. Ich widersprach vorerst nicht. Solange er unsere Geräte nicht aus dem Schuppen rollt. Das Produkt ist eine weitere Service Master Performance (SMP) aus dem Hause Spottolski: Sobald Kaisers großer Weißer einen Blick in den offenen Schuppen riskiert, ob Spottolski eventuell drin ist, oder sonst was Brauchbares, schlägt der Experte die Tür hinter ihm zu. Dann wartet er, bis den Weißen der Hunger zwickt, so dass er durch die Hühnerklappe nach Hause möchte. „Und in dem Moment kriegt er einen pepfeffert.“
„Genial,“ sage ich.
Das sei marketingmäßig total durchdrungen, sagt Spottolski, mit sowohl impliziter als auch expliziter Dialogführung und sowieso ein durchgestylt geiles Dauer-Event. „Ist der Weiße im Schuppen, sag ich: ‚Komm raus, du Feigling!‘ oder ich sag irgendwas über seine Mutter. Darauf fällt er immer rein. Das ist übrigens der Dialog, der implizite, erläutert er.
„Und explizit,“ kam ich ihm zuvor, „ist der Dialog, wenn der Kater rauskommt und ihr plaudert im Freien weiter.“ Ein Vorgang, bei dem die Fetzen fliegen. Spottolski mag es, wenn ich mitdenke. Ich sei ein kluges Kerlchen, aber sei’s drum, jetzt brauche der Fonds einen fetzigen Namen, sowas wie Dialogturbolader, kurz Diaturbo. Der Katermarkt im Oberdorf müsse also, sagen wir mal, jetzt erschlossen werden, die könnten ruhig mal vorbeikommen, „Ich hätte was für sie.“
Er streicht mir um die Beine, mal hin, mal her. „Wer sich outen will, muss erst mal innen“ schlägt er vor. Ich bewundere meinen Experten. Spottolski ist sprachenmäßig über jeden Zweifel erhaben. Echt.