Romantiker wähnen sich bereits an der Grenze, auf Waffen wartend (© Behland)
In Spottolskis Herz ist bekanntlich Platz für jede Menge Miezen. Neue Leser bitte Obacht geben: Er stammt aus der Familie der Felidae, er sitzt herum, wenn er keine Miezen betreut und er hat eine Meinung, oder mehrere. Sein neues Steckenpferd sind Miezengesichter, die Sorte Visage, auf der man Nüsse knacken kann. Kennt man ja, Margaret Thatcher hatte so eine (die mit dem Bügeleisen in der Handtasche), Imelda Marcos (die mit den tausend Paar Schuhen) – ja Kinder, da müsst Ihr mal gugeln: Frühgeschichte, das europäische Paläozen (20. Jh.); sonst heißt es nachher, Spotto sei ein Lügenpresser.

Übrigens, dass es keine Irrtümer gibt: Lächeln können sie alle. Aber das können sogar Psychopathen, sie täuschen es sogar besonders geschickt vor. Wo waren wir? Ach ja, hierzulande hatte Spottolski schon immer die Altmeisterin aller Gewichtsklassen Alice Schwarzer im Auge, aber mit ihr wird er nicht warm. Vergewaltiger verleumden, nun ja, Kunststück (Verleumdung musst du oft betreiben, es wird dann schon was hängen bleiben) und die Frauen in ihrer Redaktion piesacken, wenn sie keine Lesben sind, kann man machen, aber na und. Selbst ihr Umgang mit staatlichen Ansinnen (sie möge doch ihre Steuern zahlen) gibt nichts her. Unter uns: Die Schwarzer ist einfach zu nett.

Höher in Spottolskis Kurs steht Erika Steinbach, klassischer Fall, sie ist der Nussknacker schlechthin. Es genügt eine Haselnuss mit dem Foto der Steinbach zu konfrontieren, schon bricht die Schale. Das weiß man in Deutschland zu schätzen. Wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie erfinden. Es fehlte bisher der Gegenpart, und den haben die Polen nun ins Amt gehievt: Beata Szydło, die neue Chefin (ist an der Regierung in Warschau beteiligt). Innenseiter sagen ihr nach, sie knacke einen ganzen Korb mit Nüssen ohne hinzuschauen, er muss nur vor dem Bildschirm stehen. Vorteil Szydło. Klarer Fall: Die Steinbach lässt nach, wir brauchen Verstärkung.

Dafür bot sich bereits Beatrix von Storch an, war aber auch nix; schlagseitiger Leerschwatz genügt für die Sammlung nicht. Dann schon Maria-Elisabeth Schaeffler, diese Unternehmerin lobt Spottolski ausdrücklich. Sie müsse nur noch das Sanfte aus der Mimik merzen, wenn sie ihre Mitarbeiter erwähnt. Die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat Spottolski bei Sarah Wagenknecht, vor deren Liebreiz jeder Blumenstrauß abnickt. Aber auch sie reicht, streng genommen, nicht an die pernsionierte Steinbach heran.

Was er mit seiner Sammlung bezwecke, unterbrechen wir Spottolski bei der Arbeit. „Nichts, in erster Linie gar nichts.“ Warum dann das ganze, setzen wir nach, das sei doch sinnfrei! „Ja eben!“ entgegnet er und fängt an zu fuchteln: Das sei wegen dem Internet, die Verschwörungen, die Therapien zur Verschwörung. Theorien, wenden wir ein, und wegen des Internets. „Sag ich doch,“ blafft er. „Wenn das Theorien wären, könnte man sie studieren, diskursiv zerlegen und wieder zusammensetzen“, schreit er. „Was jedoch weder beweisbar noch widerlegbar ist, ist der reine Schwachsinn.“ Und das gelte im übrigen für 88,37 Prozent des Internets. Die Zahl hat er bei mir abgeschrieben.

Er hat irgendwie Recht. Gerald Hoffnung hatte in den fünfziger Jahren ein Zeichen gesetzt und alle Arten von Sauerkraut gesammelt. Trotzdem folgten darauf die Sechziger. Spottolski ließ sich transpirieren, wie er behauptet und hat das Sammeln von Quark probiert; die Bestände hat er beizeiten mit einer Shortposition im Markt plaziert. Ferner beobachtet er Nachbars Sohn, der heftet bereits seine elfundneunzigste Stellenbewerbung ab. Wenn das nicht sinnfrei sei! brüllt er. „Apropos Sauerkraut“, flicht Spottolski ein: „Sauer einstampfen kannste, was die Pegida sagt und genau so was ihre Gegner zur Flüchtlingskiste absondern und in Form von öffentlichen Lügen abpressen lassen.“

So fällt endlich das Stichwort. Was er von Frauke Petry halte, fragen wir. Da leuchten seine Augen. Na endlich, eine Frau mit Steiß! Alle Welt fällt über sie her, dabei hat sie bloß geäußert, wovor sich die Politrambos drücken: „Wie schließt man eine Grenze? Mit Stachelbeeren? Mit heißer Luft aus Kreuth?“ Oder (schlage ich vor) nach dem Vorbild des kulturbeflissenen schlesischen Gauleiters: Der hat im Endkampf um Breslau 1945, bevor er sich mannhaft aus dem Staub machte, Folianten aus der Breslauer Universitätsbibliothek auf die Straße kippen lassen, als Bollwerk gegen die sowjetischen Panzer. Der hatte wenigstens Phantasie, der Mann.

Stellt euch das konkret vor, sagt Spottolski: Da kriecht im Gebüsch diese syrische Mutter mit ihrem kleinen Ali und der kopfbetuchten Leila, typisch Teenager. Mit einer MP wird dieser Grenzabschnitt von Frauke Petry bewacht, er liegt bei Sebnitz, weiß der Geier, wie sie dahinkommt, wahrscheinlich mit dem Bus. Die Syrerin schleicht sich heran, gleich überschreitet diese muslimische Sozialschmarotzerin samt ihrem Sippengesindel die Grenze, kein Zweifel, Frauke Petrys Leben ist bedroht, unmittelbar gefährdet von einer islamistischen Invasorin, aber Frauke ist bereit, sie wird ihr Leben sowie das Vaterland teuer verkaufen, klar doch. Sie legt den Finger an den Abzug, sie schaltet den Verstand aus. Da, die Sau tritt über die Grenze mit ihren Ferkeln; Frauke drückt ab, natürlich nicht auf das Kleinkind. Das ist verboten, kommt nicht in Frage.

„Die Frau hat recht!“ ereifert sich Spottolski. Das muss mal gesagt werden dürfen: Wer nicht bereit ist, das Leben von Flüchtlingen auszuknipsen, und zwar höchstpersönlich beim Dienst am Grenzzaun, der darf zum Thema Obergrenze erst mal den Mund halten. Bis ihm was Intelligenteres einfällt. Insofern führt nun die Petry als Nussoberknacker die Spitze der Tabelle an, da kann die Steinbach einpacken, wir haben die Weltnussmeisterin, habemus nucem mundi.

„Wollt ihr die totale Nuss?“ schreit Spottolski. „Jawoll!“ brüllt der Nachbar, aber das war wegen unserer Handballer im Fernseher, die haben gerade in Sydney den Poetry Slam gewonnen. Ist doch gut, wenn man Internet, wie sehen Sie das?