[…] Der vorauseilende Gehorsam deutscher Politiker und Medien zur krampfhaften Übernahme der englischen Sprache, den Sie in Ihrem Buch auch gut zeigen, ist mir schon anderweitig begegnet. Heinrich Mann hat das bereits im ’Untertan’ hervorragend demonstriert. Ich glaube, dass vielen Ostdeutschen dieser Untertanengeist dadurch abhanden gekommen ist, dass sich die DDR-Regierungen selbst immer lächerlich gemacht haben. Die Witze aus dieser Zeit beweisen das.
[…] Das Medium Sprache fasziniert mich schon seit meiner Schulzeit. Als Abiturienten haben wir damals Victor Klemperers LTI gelesen und mit einem Schmunzeln das ’DDRsch’ herausgelesen. Die Schlagworte der DDR-Zeit waren ja harmlos, weil diese primär in der Muttersprache entstanden. Trotz des gewaltigen politischen Einflusses haben es nur sehr wenige ’Russizismen’ in das DDRsch geschafft. Das DDR-Volk reagierte mit intelligenten Wort- und Witzschöpfungen auf das inhaltsleere Geschwafel seiner ’Regierigen’. Auch an der (schlechten) Sprache ist die DDR gescheitert.
(Aus einem Leserbrief, zitiert mit Erlaubnis von Professor Volkmar Weise. Siehe auch Auszüge aus seiner Rezension)