baerentatze

wo es um Sprache geht (noch im Umbau)
Parallelen zur Geschichte der DDR

Montag 6 Februar 2012

[…] Der vorauseilende Gehorsam deutscher Politiker und Medien zur krampfhaften Übernahme der englischen Sprache, den Sie in Ihrem Buch auch gut zeigen, ist mir schon anderweitig begegnet. Heinrich Mann hat das bereits im ’Untertan’ hervorragend demonstriert. Ich glaube, dass vielen Ostdeutschen dieser Untertanengeist dadurch abhanden gekommen ist, dass sich die DDR-Regierungen selbst immer lächerlich gemacht haben. Die Witze aus dieser Zeit beweisen das.

Ausgabe von 1919 (Bild: Wikipedia

[…] Das Medium Sprache fasziniert mich schon seit meiner Schulzeit. Als Abiturienten haben wir damals Victor Klemperers LTI gelesen und mit einem Schmunzeln das ’DDRsch’ herausgelesen. Die Schlagworte der DDR-Zeit waren ja harmlos, weil diese primär in der Muttersprache entstanden. Trotz des gewaltigen politischen Einflusses haben es nur sehr wenige ’Russizismen’ in das DDRsch geschafft. Das DDR-Volk reagierte mit intelligenten Wort- und Witzschöpfungen auf das inhaltsleere Geschwafel seiner ’Regierigen’. Auch an der (schlechten) Sprache ist die DDR gescheitert.

(Aus einem Leserbrief, zitiert mit Erlaubnis von Professor Volkmar Weise. Siehe auch Auszüge aus seiner Rezension)


  1.  
    Oliver Baer
    27. Februar 2012 | 16:20
     

    Zitat Josef Kraus :

    „… In höheren Jahrgangsstufen sind anspruchsvolle Literatur und simple Gebrauchstexte im Zuge einer hohlen Kompetenzenpädagogik auf eine Ebene gestellt worden.

    Der Deutschunterricht hat sich diesen Vorgaben leider angepasst und das Niveau heruntergefahren: Es gibt oft keinen verbindlichen Lektürekanon mehr; die Deutschlehrer sind gehalten, mit Texthäppchen statt mit Ganzschriften zu arbeiten; anstelle von kompletten Diktaten verlangt man von Schülern das Zustöpseln von Lückentexten; Tests im Fach Deutsch sind zu Multiple-Choice-Tests verkommen…“

    Josef Kraus ist Präsident des Deutschen Lehrerverbandes

    Falls es noch immer nicht verstanden ist:

    Will man die intellektuelle Potenz eines Volkes vernichten, so unterbindet man den muttersprachlichen Unterricht. Dann lernen die Kinder auch alles andere nicht so gut: Mathematik, Physik, Informatik und so weiter.

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