Auf neue Ideen müssten wir schon noch selbst kommen, widerspricht Tina Kretschmer, Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Groningen in der ZEIT dem „gut gelaunten Ausblick“ von Juan M. Lavista Ferres.

Taxis in Afrika
Ein Taxistandplatz in Johannesburg. Tatsache. (Bild: © Baer)

Er unterscheide leider nicht, ob die GKI wissenschaftliche Texte produziere oder nur verbessere, und bessere Englischkenntnis würden Programme wie ChatGPT keinesfalls vermitteln. „Große Sprachmodelle“ lieferten zwar flüssig lesbare Texte, aber es wimmele darin von Worthülsen wie „Konstrukt“, „Konzept“, „Diskurs“. Solche Texte reflektiert man nicht, man erträgt sie. Man erinnert sich vielleicht an den elektrischen Mönch bei Douglas Adams: Er übernahm für einen das Fernsehen, das musste man nicht selbst erledigen.

Kretschmer sieht Wissenschaftler im notwendigen und unersetzbaren Austausch der Gedanken mit Kollegen. das könne man nicht auslagern an Anwendungen der künstlichen Intelligenz. Wesentlicher Bestandteil der wissenschaftlichen Ausbildung und sowie der Wissenschaft selbst sei „die intensive Beschäftigung mit Text, mit Argumenten und Interpretationen“, sagt Kretschmer. Darüber hinaus sei die Gefahr groß, „dass innovative Texte bald nur noch von jenen kommen, die Englisch auf Muttersprachniveau sprechen, und dass andere der falschen Überzeugung erliegen, die künstliche Intelligenz mache die Kommunikation durch den Wissenschaftler selbst unnötig.“ Auch der besten GKI könnten wir jedenfalls nicht das Schaffen, Schärfen und Präzisieren von Ideen überlassen. Gute, innovative Wissenschaft bedeute „in neuen, ungedachten Bahnen zu denken.“