Holzpielzeug
Die Sonderzeichen entfallen von ganz alleine, übrig bleibt, was beim Sprachgendern besonders übel ist (Bild: © Natasha Franklin)

Siegesfreude über das bevorstehende Ende des Sprachgenderns wäre verfrüht, denn nur für die Sonderzeichen ist das Ende in Sicht. Dass diese sowieso verschwinden würden, sage ich schon länger. Sie passen zum Sprachgefühl der meisten Sprecher wie eine schlecht geschnittene Jacke, noch dazu in allzu greller Farbe. 

Unversehens verrät der in der WAZ zitierte Schülersprecher Fabricius den Denkfehler, der in den Genderstreit mit Absicht injiziert wurde: „Wer bewusst das Wort ‚alle‘ statt ‚jeder‘ verwende, habe bereits einen Denkprozess hinter sich, der über das Gendern hinausgehe“.

Nanu? Das Wort alle betrachtet alle Elemente einer Gruppe zusammengefasst als ein Ganzes; jeder betrachtet die Elemente jeweils (!) einzeln. Beispiel: „Alle Menschen sind gleich. Und doch geht jeder Mensch seinen eigenen Weg.“ Andere Sprachen kennzeichnen so einen Unterschied auf eigene Weise, und das ist nicht nur gut so, sondern auch ganz spannend zu beobachten.

Derweil wimmelt es in den Genderleitfäden unseres Sprachraumes von heißen Tipps zur Entsorgung unserer Sprache. Dazu zählen Krampfwörter (Elternteil), irreführende Partizipien (Taxifahrende), Ausmerzen der Endung /er/ (sag niemand, sag nicht keiner!), zwanghafte Beidnennung (Blindenhundentrainer und -trainerinnen), Abstraktion (freiwillige Hilfe ersetzt die freiwilligen Helfer), die in Ämtern so beliebten Passivformen (keine Person erstellt die Liste, sie wird erstellt) und ungezählte Blähwörter (Mitarbeitendengespräche, Radfahrende).

Auf diese Weise verschwindet der Mensch hinter gekünstelten Verrenkungen, und in seiner geistigen Vereinsamung schöpft er Samenspenderinnen und merkt schon nicht mehr, wie er sich zum Affen macht. Dabei ist dieser ganze Aufwand für die Gerechtigkeit vergebens, denn „es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“

Also, ihr Aktivist:innen, fordert Taten ein, tut etwas, statt euch mit Doppelpunkten zu schmücken! Die Sonderzeichen waren eine Ablenkung, die Leute haben es bemerkt und wenden sich ab. Nun geht es um die Sprache. Und für die Sprachwächter beginnt die eigentliche Arbeit erst jetzt.