Lehnwörter bereichern den Sprachschatz, wenn der Volksmund, die Wissenschaft oder sonstwer einen neuen Begriff hinzugewinnt, und sei es nur eine Schattierung eines bekannten Begriffes. So ist beispielsweise ein Clown nicht dasselbe wie ein Kasper und nicht jeder Spaßmacher könnte sich im Zirkus verdingen.

Keinen Zugewinn bringt uns der Chopper, amerikanischer Volksmund für den Helicopter. Wenn schon Verniedlichung, würde im Deutschen der Hubi genügen, wie ihn der Kommissar in Till Schweigers Film Knocking on Heavens Door nennt, worauf ihn sein Assistent korrigiert: Chef, das heißt Heli.

Immerhin richtet der Chopper im Deutschen keinen erkennbaren Schaden an. Worüber man streiten könnte, denn allzuviel profitfreier Import von dieser Sorte trübt unser Vermögen, das Echte vom Bockmist zu unterscheiden. Angenommen, Günter Jauch fragte Sie für eine Million, wie man Giora Feidmans Musik nennt:

Klesmer, Kletzmer, Klezmer oder Kletsmer?

Im deutschsprachigen WWW findet der Google Klezmer fast 600.00 mal, aber nur 20.000 mal Klesmer. Klarer Fall, die Mehrheit kann nicht irren? Irrtum: Mit dem Z hätten Sie nur den Trostpreis kassiert, richtig ist das S in Klesmer. Auf das TZ kommen wir noch.

Die Auflösung ist einfach: Mit dem Z kennzeichnet das Englische, was wir im Deutschen als eher weiches S kennen. Klesmer kommt über das Jiddische aus dem Hebräischen und wir schreiben es, wie wir es aussprechen. Das tun die Engländer auch, daher schreiben sie es mit Z. Da wir alles, was aus dem Englischen kommt, mit dem Evangelium verwechseln, schreibt nun das deutschsprachige Netzvolk 33 mal häufiger Klezmer als Klesmer.

Darauf folgt, wie das Amen dem Gebet, dass ahnungslose DJs Klezmer lesen und als Kletzmer aussprechen; woher soll einer – in diesem wischiwaschi Sprachmischmasch – auch wissen, ob das Wort auf dem Zettel ein deutsches oder englisches wäre? Er sagt Kletzmer mit einem scharfen TZ –“ und alle quatschen es nach. „So hat es der nette Typ im Radio eben gesagt, der muss es wissen.“

Nichts weiß er. Kletzmer stimmt in keiner Sprache, nicht auf diesem Planeten. Durch den unnötigen Re-Import eines bereits vorhandenen Wortes ohne jede neue Bedeutung ist aus einem richtigen ein falsches Wort geworden. Falls Sie es nicht glauben, es gibt Leute, die sich auskennen, etwa die Klesmergruppe Aufwind, sie schreibt es auf ihren deutschen Seiten Klesmer und auf den englischen Klezmer.

Ist das irgendwelcher Aufregung Wert?

Im Radio hörte ich einem Redakteur der Deutschen Welle zu, wie sein Sender die Auslandsdeutschen bediene; er nannte sie expatriots. Ich denke, ich höre nicht recht: „ehemalige Patrioten“? Aber dann wiederholte er das Wort, es war eindeutig expatriot, wie in ex-husband (früherer Ehemann). Gemeint waren natürlich expatriates, den Unterschied kennt er, kein Zweifel, es war also nur ein Fehler der Aussprache, eine Flüchtigkeit, die aus den armen Auslandsdeutschen vaterlandslose Gesellen macht.

Solche Beispiele findet man ungezählte. Es gibt Völker mit einer Sprache, die noch sperriger ist als unsere. Beispielsweise die Finnen genieren sich nicht, ein vielsilbiges, eigenes Wort für fair zu verwenden. Ein grotesk-schönes Videoerlebnis, das beweist, sie tun es in aller Öffentlichkeit, verdanken wir Heiko Walkenhorsts Hinweis: Du bist Finnland! (Oder etwa nicht?). Es dauert sieben Minuten. Hören Sie genau hin, das Wort fair kommt mehrmals vor. Wenn englische Untertitel Sie nicht umhauen, machen Sie sich auf einen Genuss gefasst.

Und hier die Moral von der Geschicht‘: Beim Importieren eines Lehnwortes empfiehlt sich ein Quentchen Aufmerksamkeit, eine Prise Bewusstsein: Nützt es, schadet es oder blamier ich mich bloß? Sonst passiert Ihnen so etwas: Art goes Christmas. Diese Kreation zieht gleich Zweien das Hemd aus der Hose: Deutschen und Engländern.