Ein Bedingloses Grundeinkommen für Alle ist offenbar utopisch, das überlässt man den Wissenschaftlern und den Spinnern, man könnte sich ja lächerlich machen. Was die Berliner Politiker unserem Sozialsystem stattdessen zumuten, ist genauso spinnert. Es genießt nur den Vorzug, dass es politisch durchgesetzt wird.
Ob unsere Gesellschaft ein bedingungsloses Grundeinkommen zur Norm macht, ist offenbar keine akute Frage, sonst würde sie auch dort zu Ende gedacht, wo Jonglieren –“ wahlweise Aussitzen –“ als politischer Realismus durchgeht. Angenommen, uns ginge das ganze nichts an oder wir verstünden sowieso nicht, worum es geht. Dann säßen wir locker am Rande der Arena: „So Jungs, nun überzeugt uns mal!“ Und es würde uns ein benachbartes Licht in Form einer neuen Frage aufgehen, nämlich:
Können sich Parlament und Regierung leisten, über das bedingungslose Grundeinkommen nicht nachzudenken? Denn als Begründung kann kaum gelten, diese Idee sei frech, blauäugig oder schlichtweg nicht finanzierbar. Finanzierbar ist nämlich noch weniger, was wir stattdessen betreiben. Frech ist es, die Schaffenskraft eines ganzen Volkes aufs Spiel zu setzen. Blauäugig ist der Glaube an eine Zahlungsfähigkeit in der Zukunft, wenn wir schon heute das Vermögen von morgen verpulvern.
Beim Durchdenken erkennen wir daher: Jede andere Lösung wird mindestens so radikal ausfallen, sogar um so drastischer, je länger wir alle vier Jahre einer neuen Koalition die Gelegenheit geben, die Sache erneut zu vertagen. Und schließlich kommen wir beim Denken darauf, dass von allen radikalen Lösungen diese noch die gemächlichste sein dürfte, die einzige, die sich ohne Blutvergießen abspielte. So man sie ließe.
Ob ein bedingungsloses Grundeinkommen, egal in welcher Variante, die beste Lösung bietet, mag fraglich bleiben. Aber es wäre gut, wir hätten mal darüber gesprochen – in Berlin beispielsweise.
Zum Einlesen in das Thema gibt es zahlreiche weitere Quellen. Sehr übersichtlich der Eintrag im Wikipedia-Lexikon. Lesenswert auch der Netzauftritt der Schweizer Initiative Grundeinkommen. Für die Eiligen gibt es ein Interview im Spiegel mit Götz Werner unter der Überschrift: „Wir würden gewaltig reicher werden“, ein gehaltvolleres Gespräch mit ihm führte Gabriele Fischer in brand eins unter dem Titel: „Wir leben in paradiesischen Zuständen“. Das ist etwas zum Füßehochlegen, aber nur für Leute, die sich bei Krimis langweilen.