Ein Kunde schrieb an die SILIT-Werke in Riedlingen. Wir geben den Brief ungekürzt wieder, als Beispiel für Beschwerden ähnlicher Art. Oft lautet die Antwort: „Wir sind ein international agierendes Unternehmen.“
Das Argument, man müsse deshalb Englisch auftreten, wird nur in wenigen Ländern geführt. Die Kunden mucken auf – nicht nur Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache
Sehr geehrte Damen und Herren,
kürzlich war ich bei einem Fachhändler weil ich mich für einen Wok interessiere. Ich habe dann zum Nachlesen die Werbebroschüre „Wok und Fondue“ mit nach Hause genommen. Schon beim ersten mal Umblättern vielen mir auf der Seite 3 äußerst unangenehme Anglizismen wie „anti-scratch“ „easy-clean“, „anti-allergic“ und „anti-bacteria“ sowie der runde Hinweis „Also for induction“ auf. An den Ausdrücken reddot Award 2002 will ich mich schon gar nicht mehr ereifern, dennoch gebe ich folgendes zu bedenken:
Global agierende Unternehmen, die Wert darauf legen, die Landessprache und -kultur zu achten, verfahren nach dem Leitsatz: „Think global – act local“. Japanische Firmen sind dabei vorbildlich. Wenn nun Silit der Meinung ist, daß die eigene Landessprache nicht mehr ausreicht, Produkteigenschaften treffend zu beschreiben, dann kann ich dazu nur bedauernd feststellen, dass ich zukünftig um die Produkte Ihres Unternehmens einen grossen Bogen machen werde. Ich ärgere mich nun auch, dass ich vor einem Jahr ein Topfset aus Silargan erworben habe.
Und Sie dürfen sich dessen auch sicher sein, dass ich im Freundes- und Bekanntenkreis keine Gelegenheit versäumen werden, auf Ihre als absolut dümmlich erscheinende Werbesprache hinzuweisen, damit sie ähnlich wie ich prüfen, ob Ihre Wettbewerber sich ähnlich Anti-Deutsch verhalten.
Um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: Ich bin seit Jahrzehnten ein Paneuropäer, der sich auch als Parteigänger der Paneuropa-Union für die Aussöhnung und den engen Zusammenschluss der europäischen Länder einsetzt. Aber immer unter Wahrung der eigenen nationalen Identität.
Beruflich war und bin ich im Vertrieb bei mehreren multinationalen Unternehmen beschäftigt gewesen und kenne die Überlegungen der Marketing-Heinis nur zu gut…
Mit freundlichen Grüßen aus dem östlichen Oberbayern
Rudi Püchner,
85659 Forstern
Anmerkung:
Werner Kieser, bekannt für seine Kieser-Trainingszentren, sagt rundweg: „Wer sein Fachgebiet nicht in seiner Muttersprache vermitteln kann, hat es nicht vollständig begriffen.“ Das dürfte bei Silit kaum der Fall sein. Das übliche Werberargument „Die Leute brauchen das nicht zu verstehen, sie müssen nur in die Kaufstimmung kommen!“ zieht hier aber nicht, denn dieser Anbieter möchte technische Vorzüge als Nutzenargumente überbringen. Das dürfte in Deutschland auf Deutsch besser gelingen, denn die Mehrheit – gerade in dieser Zielgruppe – kommt mit schwachen Englischkenntnissen in den Laden.
Ein Gespräch mit Werner Kieser führte Eva-Maria Kieselbach in den Sprachnachrichten Nr. 4 von 2006 (als pdf-Dokument). Das Gespräch lohnt die Lektüre, denn Kieser erläutert auch den Zusammenhang zwischen der Pflege des Bewegungsapparates und der Sprachpflege.