Feuchtbiotop
Angesichts dieses Feuchtbiotops des reinen Geistes sei gefragt: Haben wir mal wieder ganz kühn bei Facebook geklickt? (Bild: © Baer)

Dass wir mit „mauscheln“ ein Wort, besetzt mit antijüdischen Ressentiments, verwenden und diese unbewusst dadurch verewigen, leuchtet zunächst ein. Belastete Wörter, auch Redewendungen wie „vom Saulus zum Paulus“ sollten wir sein lassen, auch wenn uns das enthaltene Böse nie bewusst war.

Nun gehört es zur gängigen Auffassung in bemüht aufgeklärten Kreisen, Sprache müsse desinfiziert werden. Die Jagd auf Unwörter fühlt sich gut an. Aber selbst wenn ihre Vernichtung eine gute Idee wäre, sie bleibt ein Unfug, denn ihr Verschwinden ist nicht erzwingbar. Genau so gut könnte man Adler zum Wandern überreden. Fragwürdig ist solcher Eifer, weil er bereits den Keim des Gegenteiligen – ebenfalls im Unbewussten – enthält. Die Reaktion, die unweigerlich folgt, fällt womöglich umso schlimmer aus, je gründlicher man das Böse zuvor verfolgt hat. Die Tat – dem überfallenen Berliner Juden beistehen – ist nicht ersetzbar durch Gequatsche; davon wird keiner tapfer. Aber man hat mal wieder an der Sprache gezeigt, welch reinen Geistes man ist. Gerade noch rechtzeitig ist jetzt im Bundestag aufgefallen, dass man den Gebrauch eines Wortes nur verbieten kann, indem man präzise nennt, was man verbietet: Rasse. Das Bewusstsein reift, das Sein wird verändert – und mit ihm die Sprache. Beim Klimawandel, nur als Beispiel, wird es nur so funktionieren.