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wo es um Sprache geht (noch im Umbau)
Wem nützt der Anglizismenindex?

Montag 30 Oktober 2006

Bookmarken Sie die Adresse des Anglizismenindex, Verzeihung, verpassen Sie ihm ein Lesezeichen. Wenn Sie das Englische im Alltag von Politik, Wirtschaft, Technik und Wissenschaft verwirrt oder falls es Ihnen auf den Keks geht, schlagen Sie nach, was beispielsweise mit Middle East gemeint sein könnte. Es ist nicht, was wir als Mittleren Osten bezeichnen, wir sind da genauer. Man muss das verstehen: Wenn die Engländer über den Kanal blicken, finden sie als erstes Belgien, das ist für sie naher Osten, Deutschland ist irgendwie schon Russisch oder so, also weit weg, in mittlerer Distanz, wie der Irak – mittlerer Osten. Sie finden im Index sicher ein Dutzend Anglizismen, die Ihnen etwas Nichtgewusstes klären.

Der Index bietet Entsprechungen an, keine Übersetzungen. Gewagte oder spöttische Übertragungen sind kursiv gesetzt und können, müssen aber nicht als Aufforderung zur Eindeutschung oder zur Neuprägung verstanden werden. Beides hat Vor- und Nachteile. Berühmt für eine gescheiterte Neuprägung ist der Meuchelpuffer für die Pistole. Neu war auch das wundervolle Wort Wehmut, als Sprachpfleger (geistige Urahnen des Vereins Deutsche Sprache) es erfanden; Engländer beneiden uns darum. Beim Eindeutschen hingegen wird aus dem Handy das Händi, wie seinerzeit aus den Cakes der Keks. Praktisch, aber nicht ohne Tücken, wie sich beim Rezützeln herausstellt.

Die Autoren des Index sind keine Puristen, wennschon aus der Frühzeit des Index die eine oder andere Blüte des ersten Eifers erhalten blieb. Sie haben nichts gegen Englisch, beispielsweise Gerhard Junker, der Spiritus Rector der Initiative, beherrscht es besser als 99 von 100 deutschen Executives, die nicht merken, dass ihre Geschäftsfreunde in Übersee nur angelsächsisch höfliche Menschen sind. Denen es in den Kram passt, wenn der Gast sein Englisch überschätzt.

Der Index nützt jedem, selbst dem Kenner beider Sprachen. Und er wird fortgeführt. Wer will, mag sich daran beteiligen, dafür gibt es ein Eingabefenster. Lassen Sie sich von der eigenartigen Navigation nicht verwirren. Die über 6000 Einträge finden Sie unter der Überschrift „Suchen“. Der Anglizismenindex ist eine gewaltige Leistung, allen ähnlichen Sammelstellen weit überlegen. Und er bietet die Grundlage für die weitere Arbeit des VDS.


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