Hohen Unterhaltungswert bietet die Marktorientiertheit der Deutschen Bahn. Unsere Liebe zu netten Schnaffnerinnen bleibt ungesühnt. Die Deutsche Bahn musste überredet werden, auf 10 Mark Nachlösegebühr zu verzichten.

Fühlen Sie sich von der DB verschaukelt?

Spottolski: Keineswegs, sie betreibt konsequente Kundenbindung.

Aber die Bahn verliert Kunden.

Spottolski: Bindung an das Auto ist das Motto der Bahn.

Was stört Sie am Öffentlichen Personenverkehr?

Spottolski: Nichts, in den Zügen ist Platz für den einsamen Reisenden.

Sind Bahnreisen zu teuer?

Spottolski: Keineswegs, der Marketingapparat der DB muss finanziert werden.

Warum bewirkt der Apparat nicht mehr?

Spottolski: Das ist progressives Marketing, die Inversion der Kosten/Nutzen-Relation.

Was müsste die Bahn ändern?

Spottolski: Das Denken. Ein teurer Spaß.

Wird sich die Bahn den Spaß leisten?

Spottolski: Die Bahnreisenden sind Kummer gewohnt.

Lassen die Kunden sowas mit sich machen?

Spottolski: Immer. Sie folgen den Signalen der DB: Steigt um auf das Auto, im Stau lernt man Leute kennen, mehr als im Abteil.

So nimmt aber der Autoverkehr zu.

Spottolski: Das ist prozessorientierte Planung. Der Autofahrer hat Fixkosten, die muss er durch häufiges Autofahren rechtfertigen.

Und wo bleibt die Bahn?

Spottolski: Sie fährt auf Verdacht herum, falls ein Autofahrer einsteigt. Zäh ist nur der Dauerkunde mit Bahncard. Vielleicht kriegt ihn die Bahn mit Extragebühren mürbe.

Steuert die Bahn in die falsche Richtung?

Spottolski: Das ist antizyklisches Verhalten, bewundernswert.

Und was sagt Ihr Herrchen?

Spottolski: Er schwatzt mit den netten Schaffnerinnen, die sind ihrer Marketingabteilung weit voraus.

Also Grund zur Hoffnung, wenn schon die Schaffner 1-zu-1 Marketing machen?

Spottolski: Gottes Pfade sind verschlungen. Noch ist Polen nicht verloren.

Wir danken Ihnen für dieses Gespräch