Ein Kunde, Unternehmer in Südafrika, nennen wir ihn Mr. Tony Fornali, denn so heißt er, hat Spottolski besucht, den Experten für ländliches Marketing. Bei einem Glas Merlot (für den Kater ein Napf verdünnter Sahne) plauderte Fornali aus dem Nähkästchen der Unternehmensführung. Seine Beobachtungen bestätigen eines unserer zahlreichen Vorurteile (wozu hätten wir sie, wenn nicht zur liebevollen Pflege?), sodass wir uns genötigt sehen, diese hier breitzuschlagen in aller Unbefangenheit zu verewigen.

Was in ihm vorgehe, stellte Fornali die rhetorische Frage, wenn ihm best practice angetragen werde, oder lean management oder benchmarking? „Nichts, nichts Gutes! Bei corporate responsibility schaltet mein Hörsinn auf Standby to Abandon Ship. Kritisch wird es bei networking, das löst einen vegetatitiven Reflex in meinem Knie aus.“ Ein Bild, das Spottolski spontan einleuchtete. Diesen Reflex habe er sich für künftige Verhandlungen gemerkt.

Da die Wissensgesellschaft nicht wisse, was sie will, werde ihr statt Gehirnnahrung junk food angedreht, fuhr Fornali fort. „Dabei werden Inhalt und Verpackung in einem Fertigungsschritt hergestellt, die Verpackung schmeckt besser als der Inhalt.“ In Deutschland sei es noch leicht, meinte er, das Nahrhafte herauszupicken, denn meist komme, was man gefahrlos ignorieren kann, auf Englisch daher, so erkenne bullshit (Stierdung) auf Anhieb. Hat der eine Ahnung, dachte ich, hielt aber den Mund, es war ja Spottolskis Party. Hersteller der ganzen Schmonzes, fuhr der Besucher fort, seien die Institute zum Erwerb des Master of Business Administration (MBA). Und die Distribution sei genial, das müsse man ihnen lassen, das sei wie bei den Pilzkulturen.

Spottolski bestätigte dieses: „Kaum ist etwas Neues verkündet, sprießen die Human Resources-Trompeten, die CRM-Schwammerln, die Knowledge Management-Täublinge.“ Unser Kater führt eine blumige Sprache, alle Achtung. Mit der Natur kennt er sich aus. Und mit dem Essen. Das geschehe natürlich geplant, rief Fornali. Den Business Consultants, sprich Absolventen dieser Institute, gebe jeder neue Trick den Aufhänger zum Lancieren neuer Beratungsprodukte.

    Hier darf ich (redaktionell) zum besseren Verständnis einfügen: Fornali erlaubt bei Konferenzen keine Powerpoint-Präsentationen, Excel-Tabellen nur in gedruckter Form und Besprechungen hält er im Stehen ab. Wer sich bei ihm mit einer Frage rückversichern möchte, kommt mit fünf neuen Fragen aus seinem Büro heraus.

„Damit die Früchte dieser Berater als schmackhaft gelten,“ erklärte Fornali unterdessen, „tragen sie Qualitätssiegel edelster Herkunft, aus Massachusetts, Connecticut oder aus Pariser und Genfer Vororten.“ Ihnen gemeinsam sei die Lingua franca, nämlich Englisch. Darüber sollten wir mal nachdenken, verlangte Fornali.

Ihm imponiere der Marketingkniff, fasste Spottolski zusammen. Exportiert würden nicht die geschnittenen Pilze, sondern Pilzkulturen, und so sprieße es allenthalben. Bis dann, kurz vor dem Verfallsdatum, ein neuer Pilz beschrieben wird, sodass bald darauf neue Pilzkulturen wuchern. Das Geniale daran müsse man anerkennen, gab sich Fornali versöhnlich, schließlich stünden die Institute in einem harten Wettbewerb zueinander.

    Seinem Betrieb nützt das Management by Pilzing aber nichts. Es hindert seine Leute am eigenen Denken, ist er überzeugt. Deshalb schult er seine Führungsleute selbst, mithilfe einfacher Aufgaben, an denen sie sich abarbeiten. Zum Beispiel Sprachspiele: Erklären Sie Customer Relationship Management; da zieht er für jedes Modewort einen Punkt ab! Oder: Erörtern Sie die Marktführerstrategie anhand einer Metapher!, tatsächlich zog ein Prüfling die Pilzkulturen aus dem Hut.

Fornali sagt, wer es kapiert hat, dem gelinge das mit jedem Bild. Etwa die Hälfte seiner Führungsleute habe begriffen, was er bezweckt. Andere kündigen von alleine, ein paar warten ab. „Sie hoffen, ihren Chef zu überleben.“ Auch eine Methode. An der Spottolski nichts auszusetzen hat. Notfalls könne man nachhelfen, schlägt er vor. Mit einem Pilzgericht.