Spitzenevent der als Marketingexperten etablierten Ohorner Zoffkater ist die Hauptversammlung, der Höhepunkt der Nachsaison. Wie sonst kämen sie im Winter zu einer Massenprügelei?
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Die Hauptversammlung der Zoff-Community ereignete sich unter der Büroterrasse der Redaktion. Wir nahmen Anteil.

Fat Cat verkündete die Tagesordnung (Ansprache, Forschung, Thunfisch, Prügelei), verteilte Ohrfeigen an die Jährlingskater und erneuerte das Bekenntnis der Zoff-Community zu „Kampf, Krampf und Chaos, den gesalbten Prinzipien des dialogorientierten Katertums …“.

Er geriet aus dem Konzept, da ihm die Miezen in der ersten Reihe auf die Pfoten starrten. „Äh, die 3K-Frage als Ausdruck des Imagetransfährs …“ hub er erneut an.

„Süß sieht er aus“, flüsterte Rotauge. „Steht ihm aber gut, wenn er sich aufplustert“, nickte die Weiße.

„Bin ich schon dran?“ schrie Apollo, aus der letzten Reihe links. „Also, unser Bränding muss virtuell stärker im Ssi-tu-Ssi verankert sein.“ Er räusperte sich. „Kätt-tu-Kätt ist voll angesagt. Sagt mein Frauchen, die kann PC.“

„Ich will Dir sagen, was die kann!“ brüllte Fat Cat: „Die kann mich mal. Also, die 3K …“

„Und umgekehrt wird unser Bränd vom TKP transponiert“, setzte Apollo nach.

Da guckten sich die Miezen um. „Sprich weiter! Blamier dich nur!“ sagte Rotauge.
„TKP, das ist die Tolerierung des Kunden, Punkt! Ich meine: Ausrufezeichen, das heißt nein: Punkt.“

„… Auf der CeBIT geht auch der Punk ab“, warf Spottolski ein. „Die ist doch demnächst wieder.“ Er hatte im Vorjahr Beziehungen vertieft, sowohl zwischen den Hallen als auch in Kaffeeküchen sowie Besenkammern.

Davon wollten die Miezen jetzt nichts hören. „Und wenn dein TKP mit dem tRan poliert ist, was dann?“ wollten sie wissen.

„Dann durchströmt unseren Kunden die Realisation „, blökte Apollo, „dass wir gegen seine Bedürfnisse im wesentlichen nichts einzuwenden haben.“

„So ist es, volle Toleranz, Punkt“, murmelte vorne rechts ein Cluster von Mittelalterlichen, denen macht keiner mehr ein X für ein H vor. „Fressen und Gefressen werden“ nickte einer: „Ich frage die Maus auch immer, wie sie’s gerne hätte: Halbtot, scheintot, mausetot?“

„Ich hab alle Techniken drauf, auch PC!“ trumpfte ein anderer auf.

„Bevor wir ihn alle machen, kann sich der Kunde kurz äußern“ bemühte sich erneut Apollo.

„Seht ihr, das ist Oan-tu-Oan“, brüllte Fat Cat. „Und Kollege Spottolski berichtet nachher aus der Forschung. Er und die Miezen mit der Pfotenreichweite sind diseinmäßig irgendwie ein Stück weit unheimlich gut vorangekommen und zum Anschleichkoeffizienten nachher gibt es dann den Thunfisch.“

„Dotkomm, dotkomm“, skandierten da die Jungkater; Fat Cat prägte sich ihre Gesichter zu einer späteren 1:1 Abfertigung ein.

„Im Marketing“, ergriff nun Rotauge das Wort, „wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Folgerichtig bedingt das im Krossmedia eine strätidschik älleienz! Ich sage nur: Lachshäppchen.“

Daraufhin drängten einige zum Aufbruch. „Lachs, im Unterdorf?“ – „Wer hat Lachs gesagt?“ Fat Cat rief zur Ordnung.

„Ich wär auch lieber woanders“, flüsterte die kleine Weiße. „Am liebsten wäre ich eine Wildgans. Oder ein Holzfäller. die riechen so.“

„Seit wann laden wir eigentlich die Miezen ein?“ fragte Apollo, „Hier geht’s zu wie in einer Agentur.“

Dass er hinter dem Mond sei, bedeutete ihm Spottolski, „Wir sind hier voll anmiezipiert.“

„Hoffentlich tut Spottolski Oan-tu-Oan erklären! Der ist immer so intellektuell“, schwärmte Rotauge. Sie ist noch relativ neu im Dorf, eine Zugezogene, aber Spottolski händelte das mit bewährter Kuhlität: „Der Kunde sagt, was er möchte, wir sagen ihm wo’s lang geht. 1:1, so geht das.“

„Toll. Und 3K, was heißt 3K?“

„Das ist unsere Filosofie: Kurzer Kampf, ohne Krampf, der Rest ist Chaos. Oder Verdauung, je nachdem.“

„Oder Vermehrung, wie ich dich kenne“, ergänzte die Weiße.

„Was zählt, ist die Verzahnung mit dem Kunden. Guck hier, meine Zähne, die sind das Marketing-Super-Tuhl. Toleranzmäßig passt da kein Blatt Papier zwischen. Überhaupt ist Kommunikation alles“, fügte Spottolski hinzu. Die Mienen der Miezen waren ihm nicht entgangen.

Jedoch machte das Dotkomm-dotkomm der pubertären Riege eine Menge Lärm, was ihnen erneut die Aufmerksamkeit des Versammlungsleiters eintrug. Folgerichtig entwickelte sich daraus die vorgesehene HV-Prügelei, wenn auch zwei Tagesordnungspunkte zu früh. Deshalb kamen alle früher nach Hause als geplant.

„Geil, dieses dialogische Marketing“, erläuterte Spottolski, während wir ihn mit Heilsalbe versorgten.