Winterbild
Total falsche Farbe, alles weiß, und pink, o Gott! (bild © Baer)

Die gängige, vorzugsweise anstoßlose Kunst biete auch eine Chance. Nämlich den Weg aus der Enge heraus neu zu entdecken. Dafür plädiert Ijoma Mangold in „Alles so schön keimfrei hier“, dem Beitrag zum Titelthema in der Zeit vom 20. April. Unter dem Zauberwort Diversity werde die Kunst zusehends in den Dienst der Repräsentation genommen. Alle seien zufrieden, wenn nur „genügend PoCs (People of Color)“ vorkommen und alle zuvor noch gefundenen Neger gestrichen wurden. Dann dürfe mit dem „Segen des Antirassismusbeauftragten und den Sponsorengeldern des Diversity-Verantwortlichen der Konzerne gemeinschaftlich gefeiert werden.“ Mangold nennt es eine „Hasenfüßigkeit, die für den Konformismus sorgt.“ Woher das Bedürfnis nach formierter Moral stamme, fragt Mangold. Aus „der tiefen Befriedigung, die es auslöst, wenn alle dasselbe Vokabular verwenden und durch den Gebrauch bestimmter Schlüsselwörter ihre Gesinnung ins Schaufenster stellen?“ Es sei fast so, als hätten wir uns die Aufgabe gestellt, die globale Verschiedenheit durch ein „sprachsymbolisches Pädagogikprogramm“ zu zähmen. „Als hätten die Funktionseliten Angst, dass ihnen sonst alles um die Ohren fliegt.“ Nun erst recht, ermutigt Mangold die Künstler, gehe es darum zu schockieren. Das, und nicht Gekusche vor der gängiger Meinung, sei Aufgabe der Kunst.