Der Mönchen-Gladbacher Arzt und Biologe Bernhard Giesguth berichtet, wie er mit der Post aus dem Internet umgeht: Der Filter für eingehende Post stellt alle englischen Zuschriften unter Generalverdacht.
Dr. Giesguth hat den folgenden Brief an Alle versandt, die mit ihm über Mail in Kontakt bleiben wollen (redigiert von der baerentatze):
Aufgrund des täglich überflutenden Junk und Spam in meinem Mail-Briefkasten und meiner begrenzten Zeit, diesen für Gottes Lohn abzuarbeiten, sah ich mich leider gezwungen, für meinen Briefkasten einen Müll-Filter einzuschalten! Dieser reagiert auf die wesentlichen Worte der Englischen Sprache wie we, you, will, able, man, wife, love, like, saturday sowie auf viele in Spams vorkommenden Worte wie (eine hier nicht nennenswerte blaue Pillle), friends, lover, pictures, business, empowerment, attention, investor, sweet, kiss, performance sowie andere amerikanisch/britische Wörter (siehe auch Witz in der Fußzeile) und eliminiert diese erbarmungslos, bevor sie mich belästigen!
Daher bitte ich Euch herzlich, wenn Ihr mich per Mail erreichen wollt, Euch ausschließlich der deutschen Sprache und ihrer lateinischen, griechischen und französischen Fremdwörter zu bedienen, damit mein böser Filter Eure liebgemeinte Nachricht nicht versehentlich vernichtet.
Dr. Giesguth berichtet, selbst Pharmafirmen bemühten sich, jetzt nur noch auf deutsch durchzukommen. An dieser Stelle erwachte meine professionelle Neugier: Sieh mal einer an!
Ein bisserl fortgeschritten ist mein Verfahren, das ich Freiberuflern ans Herz lege. Ein spottbilliges Programm namens K9 analysiert die Post, bevor sie ins Posteingangskörbchen abgelegt wird. Verdächtiges Zeugs versieht K9 mit Sternchen [***] in der Betreffzeile und stopft es in ein eigenes Fach. Dieser Filter erkennt bei mir den Müll bereits mit einer Trefferquote von 99,13 Prozent, Tendenz steigend. Er lernt quasi von alleine, was ich für Müll halte. Gelegentlich korrigiere ich seine Einschätzung – das merkt er sich.
Bevor ich den Müll im Spezialfach im Schnelldurchgang – manuell – lösche, lese ich im Vorschau-Modus (also ohne die Post zu öffnen!) nur die Betreffzeilen, im Zweifel den Absender und im Vorschaufenster die ersten Zeilen des Inhalts. Mein Finger auf der Löschtaste schlägt zu wie ein Schnelltacker. 100 Sendungen vernichte ich in sechzig Sekunden. Das geht auch deshalb so flott, weil K9 ganz unvoreingenommen ist und was auf Englisch daherkommt, als das identifiziert, was es fast immer ist: Unerwünscht. Die Zuschriften meiner angelsächsischen Bekannten und Partner erkennt mein geübtes Auge und stoppt via Synapsen den Löschfinger.
Auch das merkt sich K9.
Spaß beiseite. Englisch leidet mehr als andere Sprachen unter seinem Status als Weltverkehrssprache. Ihrer bedienen sich auch die Spammer und Schädlingsverbreiter aus China und Kasachstan. Da sie sich gegen Filter vorbeugend wehren, verunstalten sie die Sprache durch ausgesuchte orthographische Quälereien. Wer nicht sattelfest in der ohnehin vertrackten Rechtschreibung des Englischen unterwegs ist, der verliert schnell das Gefühl: Den Unterschied zwischen Falsch und Richtig verlernt er, bevor er weiß, wie ihm geschieht.
Aber Gott ist gerecht: Nebenbei begründet diese Spammerei die Existenzberechtigung aller kleineren Sprachen der Welt: Kollegen, pflegt Eure Sprache wie den Augapfel, die Muttersprache ist das einzige Medium, in dem Ihr Euch noch intelligent verständigen könnt! Englisch vernichtet sich … automatisch.