Wer etwas bewirken will, verwendet Tuwörter, das sind die Verben – sie drücken eine Handlung aus. Fehlen die Tuworter, geht es um Vermeidung der Vornahme einer Handlung.
Mit den Verben steht und fällt, ob Ihr Text ernstgenommen wird. Das Verb ist das Tuwort. Wer sich vor dem Tuwort drückt, vermeidet auch zu sagen, wer das Tun tun muss. Oder bis wann die Sache als getan abzuhaken ist. So bleibt das Wichtige im Trüben. Und eine Email in diesem Ton gebiert zahlreiche Folgemails, bis sich endlich klärt, wer was bis wann tatsächlich TUN werde.
Mit Verben kommen Viele aber nicht zurecht. Den verbarmen Stil setzen die Hochschulen fort, die Ämter sowieso, sämtliche Großunternehmen sowie die Kleinen die sich gebärden wie Große, ferner die Fachzeitschriften und selbstverständlich die Politiker und die Ingenieure. Demnach befinden Sie sich in bester Gesellschaft wenn Sie für normales Deutsch halten, was mir die Gemeinde Ohorn folgendermaßen mitteilt:
„Die öffentliche Bekanntmachung der Ankündigung der Einziehung des Weges Luchsenburg durchs Tunnel erfolgt durch Aushang an der Verkündungstafel im Rathaus vom 27.8. bis 28.11.200x.“
Was mögen die braven Leute in der Verwaltung vorhaben? Mich sorgt schon, dass sie es erfolgen lassen. Wenn nicht der Jäger auf den Hasen schießt, sondern einen Schuss erfolgen lässt – dort lasset uns eine Deckungssuchung erfolgen lassen! Liebe Leser, streichen Sie erfolgen aus Ihrem Vokabular, aus Ihrem Leben. Wenn’s nicht anders geht, lassen sie die Dinge geschehen. Wirklich sauber wäre, wenn Sie sagten, was Sache ist:
Meier entwirft den Rohplan,
Müller schlägt Löcher hinein
und Schulze lädt ein zum Einigungsgespräch
Das ist glaubhafter als: Die Rohplanung erfolgt in Abteilung X. Sie wird im Anschluss begutachtet vom Kommittee Y, die Synthese erfolgt unter Koordination durch Z.
In so einem Klima sorgt sich der Kreative nur um eines: dass sein Kopf nicht auf die Tischkante knallt.