Manchen Mitmenschen passt schon das Wort „deutsch“ nicht, egal wie groß oder klein es geschrieben ist. Sie plagt das Unbehagen, mit der Sprache der Nazis erwischt zu werden. So geht es der Zeitrafferin Julia Seeliger. Sie ist Schatzmeisterin der Grünen Jugend und engagiert sich gegen Nazis und rechtsextremes Gedankengut.

So löblich die Absicht, so fragwürdig der Ansatz. Solcher Eifer gegen eine Sache bewirkt das Gegenteil der Absicht. Jede Kraft ruft ihre Gegenkraft hervor, der Hydra wachsen die abgeschlagenen Köpfe sofort nach, und zwar vielfach. Man müsste pfiffiger ans Werk gehen, um den Braunen das Handwerk zu legen. Man müsste deutlich machen, wofür man ist, und es sollte attraktiver sein als das braune Gedankengut. In ihrem Eifer hat Frau Seeliger, wenn auch auf diffuse Weise, dennoch ein bisserl recht.

Die Sprache des Propagandaministers Joseph Goebbels durchsetzt bis heute unsere Alltagssprache. Besonders in Politik und Wirtschaft, gelegentlich im Kulturleben bedienen wir uns der Sprache, mithin auch der Denkmuster, aus dem Dritten Reich. Wozu das führt, beschreibt der Beitrag Sprache, weit mehr als ein Luxus. Es gibt ihn nun auch beim Paderborner IFB Verlag in gedruckter Form. Gepflegtes Deutsch gehörte eben nicht zur Lingua Tertii Imperii (LTI), der naziverseuchten Sprache des Dritten Reichs. Es könnte eine Forschungsaufgabe für Sprachwissenschaft und Soziologie sein, ob unsere Gier auf modisches Englisch aus dem Überdruss an der bereits verhunzten Muttersprache hervorgeht. Oder beschränken wir uns weiterhin auf das schlechte Gewissen wegen unserer Geschichte? Das wäre verständlich, wenn schon sinnlos, denn aus der Geschichte stehlen wir uns nicht durch Verachtung unserer Sprache davon.

Die Leute mit der Faschismuskeule machen es sich zu bequem, alles zu erschlagen, was ihnen nicht passt. So verzichten sie auf Bundesgenossen, und sie lassen sich auf ein gefährliches Spiel ein. Gar so harmlos ist es nämlich nicht, die Unterwerfung unter das Englische als Lösung unserer Nationalismusfrage zu preisen. Vor lauter Berührungsängsten muss man nicht gleich den Verstand verlieren. Dass ein Ultrarechter mitunter das gleiche sagt wie ich, kann ich nicht verhindern. Auch er sagt „Mutter“ zu seiner Mutter. Dass er die Muttersprache mit dem Vaterland verwechselt, ist und bleibt ein Irrtum. Er teilt den Irrtum mit seinen Feinden auf der Linken. Opfer dieses Unfugs ist die Sprache.