Wenn wir nicht für die Blüte einer mittelständischen Wirtschaft in den Entwicklungsländern sorgen, werden demnächst so viele tüchtige Afrikaner mit Initiative und Mut das Mittelmeer überqueren, dass ihre heimische Wirtschaft erst recht nicht in Gang kommt, denn die Besten beschäftigen wir in Europa, oder sie liegen auf dem Meeresgrund.

Angemessene Preise für die Erzeuger in diesen Ländern sind daher auch ein Gebot der Vernunft. Insofern sympathisieren wir mit Aktionen wie fair feels good. Mit ihrem englischen Motto tun sich die Organisatoren aber wenig Gutes. Vermutlich rennen Sie bei Englisch Gebildeten offene Türen ein, erreichen aber nicht jene, die sie überzeugen möchten, dass ein gerecht bezahlter Kaffee besser schmeckt.

Das Motto, da es auf Englisch daherkommt, ist flach, es biedert sich einem Teil des Zeitgeistes an, wo Werber glauben, Deutsch sei verstaubt und Englisch weltläufig. Tatsächlich folgt es nur einer Mode, einer Mode, die bereits abklingt. Selbst MacDonalds hat längst seinen englischen Slogan durch einen – ebenso schwachsinnigen – deutschen ersetzt. „Ich liebe es“ kann man auf Englisch sagen, „I love it“, dort besitzt love so viele Bedeutungen, dass man es kaum noch für unseren Begriff von Liebe verwenden mag. Das können Sie mir getrost glauben, die lingua franca in unserem Haushalt ist Englisch…

Falls diese Gründe nicht ausreichen, das Motto durch ein besseres zu ersetzen: Das Wort fair haben Sportreporter längst so entwertet, dass es für eine löbliche Sache wie Fairen Handel diskreditiert ist. „Er gab dem Verlierer fair die Hand“, liebe Sportler, hat mit Fairness nichts zu tun, das sind gute Manieren. Fairness ist eine Haltung, eine von den Engländern im Sport – früher – gepflegte Einstellung. Sie wurde wunderbar dargestellt in dem Film Die Stunde des Siegers (Chariots of Fire, mit der unvergesslichen Filmmusik von Vangelis), als Lord Lindsay seinem Kollegen den Startplatz beim 400-Meter-Rennen überlässt, obwohl er selbst die Chance auf eine Medaille besitzt. Fairness heutzutage wäre, wenn der Torschütze dem Schiedsrichter widerspricht: „Das Tor gilt nicht, ich hab den Ball nicht über die Linie gebracht.“

fair feels good passt in das Kitschklima gedankenarmer Werbung, die sich selbst genügt, aber nicht mehr Tore schießt. Das Runde muss ins Eckige, liebe Leute, und dazu wünschen wir Euch viel Erfolg.


Nachtrag: Das Wort fair kommt auch in diesem Beitrag vor: Klesmer für eine Million.