Den Institutionenpreis des Kulturpreises Deutsche Sprache erhielt heuer die Weleda AG für ihren „achtsamen Umgang mit der deutschen Sprache“. Die Jury würdigte die „Bemühungen des Unternehmens für eine klare Sprache, die nichts verschleiern oder beschönigen solle.“
„Warum schreien Sie, der Kunde steht doch neben Ihnen?“ wies seinerzeit David Ogilvy die Kollegen der Werbebranche zurecht. Die Weleda beweist, er hatte recht. Sie erhebt die Stimme nicht, sie unterhält sich mit ihren Kunden sachlich, nur leicht beschwingt, sie vermeidet Übertreibungen. Sie überredet nicht, sie legt nahe. Man könnte sich schon an den Texten erholen. Kenner wissen, einen eigenen Ton zu setzen, ist nicht so einfach, wie das Ergebnis so selbstverständlich aussieht. Ein gutes Beispiel für diesen unaufgeregten Stil finden Sie auf der Seite Gut essen.
Zur Preisverleihung reisten alle an, die mit der Unternehmenskommunikation betraut sind. Als wir uns am Vorabend um sie kümmerten, gewannen wir den Eindruck, dass die Weleda auch das schwierigste nach eigenen Maßstäben formt. Das ist das Verhältnis der Menschen zu ihrer Arbeit, mit Widerspruch und Respekt, mit Bereitschaft zur Muße sich seines Tuns bewusst zu werden, und mit Humor. Auch insofern steht der Preis für eine verdiente Leistung, denn im Stil ihrer Sprache gibt die Weleda diese selbst geschaffene Wirklichkeit wieder, nicht die einer Werbeagentur. Echter geht es nicht. Deshalb steht die Weleda auch als Beispiel für gutes Marketing erklärungsbedürftiger Produkte.
Kassel bleibt auch in kommenden Jahren ein herbstliches Reiseziel, zum Wochenende der Preisverleihung. Eine von mehreren Sternenminuten an diesem Tage war zu erleben, als der Chef der Weleda, Matthieu van den Hoogenband, ausführte weshalb er, ein Niederländer, sich im deutschen Sprachraum zuhause fühle: Die Völker sollten das in ihrer Kultur liegende als Geschenk für die ganze Menschheit begreifen. „Wir dienen der gesamten Menschheit am besten“, zitierte er Rudolf Steiner, „wenn wir das in uns besonders Veranlagte entwickeln, um es der gesamten Menschheit einzuverleiben als ein Opfer, das wir dem fortschreitenden Kulturstrom bringen.“
Ein Opfer, betonte van den Hoogenband, und es gründet in unserer Sprache, nicht der Nation. Dass uns ein weltweit tätiges Unternehmen daran erinnert, war schon die Reise wert. Die baerentatze informiert Sie rechtzeitig, wann es in Kassel wieder so weit ist.