Spottolskis Honorarnapf
Nicht zu vergessen sind die Mitbewohner in Haus, Garten und Büro, deren primäres Interesse hier durch einen gelben Pfeil gekennzeichnet ist (Bild: Baer)
Geistiges Eigentum ist, was Einer so komponiert, schreibt, malt oder bildhauert. Manche bezweifeln es – nicht das Tun, nur die Sache mit dem Eigentum. Hier ist ein Vorschlag, die Debatte anders zu führen: als Abwägung der Erträge gegenüber den Kosten.

Ein Autor verbraucht – sagen wir mal – fünfzehn Monate seiner Lebens- und Berufszeit zum Schreiben eines Buches. Von der Gestaltung der Idee zum Konzept, über die Recherche zur Niederschrift und Überarbeitung, zum Korrekturlesen und mehrfachen Neuschreiben summiert sich allerlei Aufwand. Nehmen wir an, er wäre Freiberufler und kümmerte sich in dieser Zeit weniger um seine Kunden („Es wird schon gutgehen“). Zu seinem Brotverdienst fehlt ihm das Einkommen, das er in den fünfzehn Monaten sonst erwirtschaftet hätte. Miete und Telefon waren indes fällig wie immer. Kurzum: Die bekannten Kosten waren konstant, hinzu kamen variable Kosten des Schreibens sowie die Mehrkosten zur Wiedergewinnung der verlorenen Kunden. Das einzige, was geringer wurde, waren die Erträge.

Wer trägt die Differenz? Das sind die Leser (es müssten aber schon ein paar tausend sein) oder es ist der Verleger, der einen Vorschuss spendiert hat. Anderenfalls beutet sich der Autor selbst aus, jemand füttert ihn durch, vielleicht hat er einen Chef, der ihn während der Bürozeit machen lässt, oder ein Mäzen springt mit barem Geld ein. Halten wir fest: Irgendwer trägt die Kosten.

Erträge und Kosten. Die Praxis kennt die Abwesenheit von Erträgen. Was es nicht gibt, nicht in diesem Sonnensystem, ist die Kostenlosigkeit. Und wenn der Autor sein Werk ins Netz stellt, bedienen sich die Gratisleser; dann ist auch auf diesem Wege auf einen Deckungsbeitrag nicht zu hoffen.

An dieser Stelle kann es vorkommen, dass der Autor fremdelt: Den Anspruch auf geistiges Eigentum verweigern ihm die Piraten („Ideen sind frei“) und was den Saldo aus Erträgen und Kosten (den Verlust) angeht, fühlt sich dort keiner zuständig. Trösten soll ihn die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen.

Das wäre ja ganz hübsch, meint der Autor, allerdings hat er die Kosten jetzt, die Erträge aus dem Grundeinkommen stehen in den Sternen. Wovon soll der Autor in der Zwischenzeit zum Verfassen seines nächsten Buches angespornt werden? Falls jemand hierzu eine Antwort weiß: Spottolski reicht sie durch an den Autor.