So einen nennt man Buchhalter. Der Freiberufler betraut mit dem Halten seiner Bücher ein Programm mit eben diesem Namen, zum Beispiel von Lexware. Er vertraut der Weichware, sie hat ihm anstandslos gedient, ihre jährlichen Aktualisierungen durchgezogen, ihn in Sicherheit gewogen, auf dass reibungslos verlaufe, was immer schon gelang: die Buchhaltung. Sogar das Finanzamt hatte nichts zu klagen, Elster funktionierte von Anfang an.

Wie wir aus den Tragödien der Griechen wissen, geht so etwas nicht ewig gut. Eines Tages schlägt er zu, der böse Geist der Buchhalter, oder ist es der Gott der Diebe und Händler, Hermes persönlich? Eines Tages verstopft er, mitten in der Aktualisierung, die Leitung. Ein Programm-Molekül liegt quer oder es kratzt sich hinter dem Öhrchen und weiß nicht recht, bricht vorsichtshalber den Vorgang ab und hinterlässt eine Fehlermeldung von solcher Informationsdichte und Verständlichkeit, sie könnte glatt von Microsoft stammen, tja, und das wars.

Der molekülgeschädigte Benutzer, bei Hermes als Juser bekannt, wendet sich via Lexware-Heißleine an seinen Gott und verflucht den Moment, da er dies begann. Hätte er seinen PC abgefackelt, einen Versicherungsfall herbeigeführt, die Auswanderung eingeleitet oder sonstwas Konstruktives erwogen – er hätte nicht zwei volle Arbeitstage verloren. Die Hotlines von Lexware kaufen ihm den Schneid ab. Keine Angst, wir übergehen die Einzelheiten, hier kommt die Zusammenfassung: Nach einem halben Dutzend kostspieliger Gespräche (auf 0900er Nummern!) besaß der Juser sechs (6!) einander widersprechende Lösungen, probierte sie alle, natürlich vergebens, und löste sein Problem schließlich auf unorthodoxe Weise, siehe oben.

Mich verblüfft nur eines: Dass ein deutscher Anbieter sich traut, dass ihn kein Stolz hindert, Dienste auf einem Niveau zu leisten, mit dem er selbst in Sambia sauer aufstieße. Aus Afrika bin ich Besseres gewohnt. Falls ein Leser eine Weichware weiß, die mir das verlässliche Halten meiner Bücher erleichtert – ich bin für jeden Rat dankbar.

Bevor ich es vergesse: Die Leute im Finanzamt waren nicht nur höflich, sie kamen dem Juser in der Not entgegen. Es war geradezu ein Vergnügen, mit dem Finanzamt zu telefonieren. Soviel zum kundenzentrierten Marketing in der freien Wirtschaft.

Nachtrag: Telefonrechnung ist eingetroffen, ich habe die Weichware praktisch ein zweites mal bezahlt.