Pfeif auf die Maobibel. Hier ist mehr los. (Bilschirmfoto Baer)

Wer sich vom Verlangen nach Wahrheit und Tatsachen noch nicht verabschiedet hat, findet in Timothy Snyders Lektionen für den Widerstand ein Manifest, das sich beim Lesen anfühlt wie der Biss in eine knackige Bockwurst.

Es ähnelt einer Prüfliste zum Abhaken, jedes seiner zwanzig sehr kurzen Kapitel bietet Kraftnahrung für frische Dehnübungen im Gehirn. Geschrieben in den USA, trifft nahezu alles Gesagte auf Europa zu. Während des wachsenden Lesevergnügens kommt ein doppelter Boden zum Vorschein, denn Snyders Anleitung zur Wiederentdeckung des Alltagsverstandes gilt keineswegs nur für Systementtäuschte. Sie ermutigt auch die überzeugten Demokraten zum Widerstand gegen die unzumutbaren Gebräuche im realen Demokratiebetrieb.

Der Bedeutung der Sprache ist nicht nur das Kapitel Neun gewidmet: „Sei freundlich zu deiner Sprache“. Leser, Bürger, Wähler finden durchweg Anregungen zum Umgang mit Wahrheiten und Tatsachen mithilfe der Sprache. Snyder ist Geschichtsprofessor, dieses Buch hat er für Bürger aus allen Milieus geschrieben.

Zum Auftanken: Über Tyrannei, zwanzig Lektionen für den Widerstand, 127 Seiten, Verlag C.H. Beck, München 2017, Zehn Euro.


Siehe auch: Dackel beißt Rentnerin, speziell zum Hang des Bürgers nach Nachrichten, und seien sie noch so falsch, Hauptsache, sie passen in sein Weltbild.