Wärmediagramm
Wärmebedarf in Gesprächen (Bild: Fotolia)

Nichts, außer der Frage, auf welcher Seite der Brandmauer sich die zwei Drittel der Wähler aufhalten, die den Wahlschein als Denkzettel verwenden. Die daran erinnern wollen, dass sie seit Jahrzehnten schlecht, aber überheblich regiert werden. Wollte man diese zwei Drittel diesseits der Mauer begrüßen, dürfte man sie nicht verteufeln, für blöde halten und nie wieder mit ihnen reden wollen.

 

Einen Sprachverein treiben in dieser Aktualität, wenn er gerade nichts Besseres vorhat, zwei Fragen um. Da ist das Kräftespiel beim Umgang mit kriegerischen Wörtern und Begriffen. Also auch mit der Gewalt, die aus pubertären Träumen über Baseballschläger und Fremdlinge erwächst. Kann man den Phantasten mit sprachlichen Mitteln aus ihrem Loch heraushelfen? Zum anderen: Wie bringt man mit zivilisierter Sprache die Gewählten („die da oben“) dazu, klüger und vor allem couragierter zu führen und zu verwalten – aber bitte bei überschaubarer Fehlerquote von nun ab? Anders gesagt: Wie lassen sich nützliche Gespräche erwachsener Bürger sprachlich voranbringen?

In der radikalen Mitte sitzt man unbequem, zwischen den Stühlen. Während man sich linksaußen wie rechtsaußen fläzt in der Gewissheit zu wissen, was wissenswert ist, muss sich die radikale Mitte fortwährend rechtfertigen, warum sie nicht mitpöbelt. Ein brauchbarer Anfang für uns Mittige könnte sein, dass wir die gängigen Schlüsselwörter zu meiden versuchen. Das Wort Brandmauer war hier unvermeidbar, aber zu den vergifteten Suchbegriffen Remigration, Potsdam und Geheimtreffen finden Sie, liebe Leser, hier nichts außer meiner Auslegung des aktuellen semantischen Kampfbegriffs (so nennt das die Sprachwissenschaft): „Remigration ist die Rückwanderung der in der Wüste Ausgesetzten in das Land ihrer Aussetzer.“ Die kommen wieder, schon deshalb wäre Gewalt keine Politik, sondern Blödheit. Selbst wenn man kein Herz hätte. Aber wie gesagt: Für Sprachfreunde gibt es Aufgaben, bei denen sie sich auf die Sprache konzentrieren.

_________________________________________________________

 

Zum Thema:

Im SPIEGEL Simon Meier-Vieracker:Vom Geheimplan zum Geh-heim-Plan
Ein Zweidrittler wird interviewt in der ZEIT: „Lasst sie mal machen!“
In der ZEIT über völkisches Denken: Der rechte Traum vom Volk
In der ZEIT: Was AfD und Identitäre selber sagen: Was die neue Rechte liest