In Christchurch soll eine Entscheidung fallen über eine Brücke in Dresden. Warum in Neuseeland? Dort tagt das Weltkulturerbekomitee der UNESCO.
Das ist seltsam. Ob es die Dresdner fertigbringen, eine Eisenbahnbrücke von ausgesuchter Unangemessenheit über die Elbe zu ziehen, hat mit dem Weltkulturerbe zunächst einmal nichts zu tun. Dass die Brücke so nicht in die Landschaft passt, konnte einem auch ohne die UNESCO ins Auge fallen.
Erstaunlich ist nicht die Betonköpfigkeit, die sich jeder Besserung verweigert. Grotesk ist der Gedanke, man könne Kunst demokratisch bestimmen. Selbstverständlich ist es Sache des Volkes zu sagen: Ja, wir brauchen eine weitere Elbquerung. Wie sie aussieht, darüber kann aber nur entscheiden, wer die Kompetenz dazu besitzt, und zwar im doppelten Sinne: Der etwas davon versteht und der dazu das Sagen hat – oder dazu beauftragt wird.
Darin liegt der Fehler: Die falsch formulierte Frage entzweit die Dresdener. Der Bürgerentscheid, wenn er nichts zuließ als den damals vorliegenden Brückenentwurf, war eine Kompetenzüberschreitung. Sobald wir es zulassen, dass über Fragen des Geistes, über Fragen der Kunst, der Gestaltung usw. basisdemokratisch abgestimmt werde, kommt keine Einigung zustande, nur Zwietracht.
Demokratie lebt auch davon, dass man sich Gedanken darüber macht, wer wann was zu entscheiden habe. Dass alle immer alles bestimmen, wäre nur eine von vielen möglichen Auslegungen, nämlich die dümmste.