„Laut einer neuen Claim-Studie von Yougov und Endmark versteht die Mehrheit der Deutschen englischsprachige Claims zwar nicht, nimmt die Botschaft aber dennoch positiv wahr.“ berichtet horizont.net. Aufmerksame Leser erinnern sich an die Klöpse aus den früheren Studien („Komm rein und finde wieder heraus“). Neu daran ist nicht, dass die Deutschen mehrheitlich kein Englisch sprechen, gewöhnungsbedürftig ist die Verehrung, die jedem Textfragment gilt, Hauptsache Englisch, und sei es der größte Schwachsinn.
„Nachts ist es kälter als draußen“ muss man nur auf Englisch darbringen, dann wird einem auch dieser Stuss aus der Hand gefressen.
Normalerweise übernimmt man kulturelle Impulse aus einer Kultur, der man sich unterlegen fühlt. So haben sich die Römer, obwohl sie die Griechen besiegten, den Respekt vor der Kultur der Verlierer bewahrt. Wieso wir siebzig Jahre nach dem Weltkrieg immer noch in amerikanische Ärsche kriechen, bleibt mir unklar. Kulturell haben die US-Amerikaner jedenfalls nichts zu bieten, das mir mehr Respekt abnötigt als tschechische Literatur, französische Küche, italienische Renaissance-Architektur – diese Liste ließe sich seitenweise verlängern.
Also was soll die Anbetung der USA? Schlimmer noch: Anbetung der Ghettokultur? Ja doch, die schwarzen US-Amerikaner seien hiermit und ausdrücklich meines Mitgefühls versichert, aber dafür muss ich nicht anhimmeln, was aus dem Ghetto nach oben brodelt. Im übrigen erstrecken sich meine Sympathien zuerst auf Kibera (einfach mal gugeln), auf das Matabeleland, auf die Menschen, die Krieg und Not in Syrien entfliehen, und ganz sicher zuallererst auf Nordkorea. Deswegen nehme ich aber noch lange nicht koreanische Musik in meine Fassung der örtlichen Leitkultur auf.
Wohlgemerkt, nichts gegen den Import von saftigen Wörtern aus anderen Sprachen. Aber die Freude daran wäre umso größer, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt blieben. Im Lehnwort müsste erstens mehr Sinn transportiert werden als das gedankenblasse Argument: Dafür gibt es kein Wort im Deutschen. Liebe Leser, wenn es neu ist, gab es auch in jeder anderen Sprache dafür noch kein Wort. Zweitens wäre die Entlehnung schon willkommen, wenn sie nicht aus der ewig gleichen Sprache, aus der englischen, herüberschwappt.
Wohlgemerkt, jeder hat das Recht Englisch nicht zu können. Dass Englisch die Weltsprache sei, bedeutet weniger als man meint. „Sei schön!“ ist schließlich auch keine billige Forderung. „Hab keine Schmerzen!“ – „Warum?“ – „Weil die Mehrheit der Menschen keine hat.“