baerentatze

wo es um Sprache geht (noch im Umbau)
Geheimtipp für Banken

Mittwoch 19 März 2008

Immer wieder läuft einem der vermeintliche O-Ton von Hilmar Kopper über den Weg. Man erinnert sich, er war es, der den Erdnüssen („Peanuts“) eine volkswirtschaftliche Weltgeltung verschaffte. Er soll außerdem gesagt haben:

„… jeder muss im job permanently seine intangible assets mit high risk neu relaunchen und seine skills so posten, dass die benefits alle ratings sprengen, damit der cash-flow stimmt. Wichtig ist corporate-identity, die mit perfect customizing und eye catchern jedes Jahr geupgedatet wird!“

So zitiert ihn die Süddeutsche Zeitung im März 2007. Auch wiederholtes Klicken und Googeln bestätigt den Verdacht: Er hat es gesagt, er muss es gesagt haben.

Nun aber meldet sich die Londoner Financial Times, ihr passt die ganze Richtung nicht, wenn die Deutschen ihre Sprache als Produktionsfaktor wiederentdecken: An advantage or a sign of disrespect? Wenn es nach der FT ginge, müsste Porsche seine Entwicklungsarbeit lieber in englischer Sprache betreiben: „The company insists on all development work –“ and much else –“ being done in German, even when its largest market is the US.“

Man lasse das auf der Zunge zergehen: Weil der größte Markt der amerikanische ist, soll Porsche darauf verzichten, dass sich seine Techniker in der Sprache verständigen, die sie am besten beherrschen.

Und wem sollte das nützen? Den Investoren, den Lesern der Financial Times, gar den Kunden, ganz zu schweigen von den Mitarbeitern? Wohin es führt, wenn das Personal vor lauter Fremdsprache nicht mehr durchblickt, in welche Richtung die Türen auf- und zugehen, hat die Finanzwelt sattsam bewiesen, seit sie mit intangible assets fortlaufend high risk neu relauncht und ihre skills so postet, dass die benefits alle ratings sprengen. Das kann mal wohl sagen, Herr Kopper, allerdings stimmt der cash-flow nicht mehr. Dumm gelaufen, und zwar für die ganze Weltwirtschaft.

Mein Marketingtipp für Banken: Sprechen Sie Deutsch, besetzen Sie die Sprache als einzigartiges Merkmal (USP, fälschlicherweise als Alleinstellungsmerkmal übersetzt) für Geschäfte, die ab sofort nur noch seriöser Natur sind. Dass Banken Englisch für halbseidene Geschäfte verwenden, hat sich herumgesprochen.


Nachtrag: siehe Kommentar unten!


  1.  
    28. Februar 2009 | 08:42
     

    Nachtrag 2, ein Jahr später: Das Gesagte stimmte im Grunde dennoch, im Inhalt. Nur nicht als Zitat.

  2.  
    9. April 2008 | 14:50
     

    Hatte ich es doch geahnt: Von Hilmar Kopper mag man halten, was man möchte, aber so ein krauses Zeug hat er tatsächlich nicht geäußert. Die Meldung der Süddeutschen wurde als Ente entlarvt. Und ich hätte die Finger von dem Zitat lassen sollen.

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