baerentatze

wo es um Sprache geht (noch im Umbau)
Vive le Bockmist!

Mittwoch 3 April 2013

Gemeint ist ein Assistenzsystem für Fahrende bzw. ein Fahrende assistierendes System. Was kein Affront gegen die Stehenden, also die zur Zeit Parkenden sein soll! (Bild: Fotolia)

„Fummeln,“ belehrte mich der Meister, „ist unsachgemäßes Hantieren.“ Ich wollte widersprechen: sachungemäß! Aber da sah er schon woanders nach dem Rechten.

Zum Fummeln zählt das Getue um eine geschlechtsneutrale Sprache, den Gendergap, den Genderunterstrich, das Gendersternchen (finden Sie alles in der Wikipedia) sowie die Frage, wie man sprachlich Leute unterbringt, die sich ihres Geschlechtes unschlüssig sind. Falls Sie glaubten, das Gefummel werde sich totlaufen: Die neue Straßenverkehrsordnung kennt keine Fußgänger und Radfahrer, nur zu Fuß Gehende und Rad fahrende. Ein Witz? Nein, so fußlahmen bald alle Gesetzestexte, da machen Genderfanatiker den Gesetzgeber zum Affen.

Ursprünglich ging es darum Frauen nicht länger auszugrenzen. Dass sie bei Fußgängern als Fußgängerinnen einfach mitgemeint seien, genügte nicht mehr. Und weil uns dieser Mangel mehr bekümmert als die Finanzkrise, tummeln sich in unserer Sprache bereits Tausende von Landminen der politischen Korrektheit; da ist man will sagen frau im Nu seiner Gesinnung nicht mehr sicher.

Bis der Bürger, der sich im Alltag auch mit echten Sorgen befasst, innehält: Lasse ich mir eine Mogelpackung unterschieben? Da verteidige ich als Mann seit Jahrzehnten jeden Bockmist, wenn er nur der Sache der Frauen dient, und nun das? Sehen wir genauer hin: Geht es um Gleichstellung der Frauen, um Rücksicht auf jene, die am Prenzlauer Berg separate Klos für Unschlüssige benutzen? Nein, es geht um Macht. Es geht darum, dass Frauen, ganz bestimmte Frauen die Gelegenheit bekommen, andere zu piesacken (meistens Männer) mit den immer gleichen Unterbrechungen: „Das heißt nicht Bürger, sondern BürgerInnen!“ (Bürger_innen, Bürger*innen, warten Sie’s ab, da kommt noch mehr).

Bei einigen tausend Mitbürgern (I_*) kommt Geltungsbedürfnis hinzu, eine egozentrische Nischenpflege: „Genderpolitik … ernährt mittlerweile einen riesigen Apparat.“ schreibt Jan Fleischhauer im SPIEGEL: Gender-Politik: Mitleid mit Martenstein. Schon leben Viele davon, „dass sie anderen erklären, warum Geschlecht nur ein soziales Konstrukt ist … An deutschen Hochschulen gibt es inzwischen über vierzig entsprechende Institute und Einrichtungen, darüber hinaus hat sich die Gender-Forschung an nahezu jedem (!) geisteswissenschaftlichen Lehrstuhl etabliert. 173 Genderprofessuren gibt es, mehr als für die Slawisten. Auch im Verwaltungsalltag ist die moderne Gendertheorie längst angekommen.“ Lesen Sie Fleischhauers Beitrag und den dort zitierten Beitrag von Harald Martenstein: Schlecht, schlechter, Geschlecht.

Im Biotop der Genderbewegten geht es auch um Geld. Da haben sich bewegte Weiber eine auskömmliche Stellung geschnitzt, die bis zur Rente halten muss. Sie gieren nach unserem Kotau, sie brauchen die Bestätigung von außen, dass ihr Treiben vielleicht doch Hand und Fuß habe, und wir nähren sie, indem wir sie beachten. Die meisten Kalorien beziehen sie aus unserem Protest, auch aus meinem Widerspruch. Allerdings ist ihr Beitrag zu einer besseren Gesellschaft keinen Pfifferling wert. Symbolik behält ihren Wert durch sparsamsten Gebrauch. Sonst verflacht sie zur Agitation und gebiert die typischen Lippenbekenntnisse, die sich so anhören: „Liebe G’nossen und Nossen’n!“

Schade, denn Symbole sind kein Schall und Rauch. Soll uns das Symbol im Kern berühren, etwa bei der Fähigkeit Respekt zu empfinden, müssen wir es auf seltene Auftritte beschränken. Aber das wäre nicht im Interesse der genderbewegten Geltungsdränglerinnen: Sie brauchen die fortgesetzte Missachtung der Frau. Ja, sie hätten sonst nichts mehr zu tun. Ihre Institute könnte man schließen, keiner würde ihr Fehlen bemerken. Männer und Frauen könnten tun, was es zu tun gibt: erfolgreich Zusammenleben, miteinander zurechtkommen, nicht sofort auseinanderfallen, mal was ganz Neues: Mit dem Männlichen und dem Weiblichen umgehen, das in jedem von uns steckt!

Frauen und Männer sind sprachlich zu unterscheiden, wo es Sinn stiftet: bei Frauenparkplätzen, bei Gehälterdiskriminierung, beim Nachstellen, beim Vergewaltigen. Deshalb gilt logisch der Umkehrschluss: Wo keiner hervorgehoben wird, kann das Gesagte nur für alle gelten – welches wir hier hervorheben: für ALLE, sogar die Männer. Sonst müssten wir betonen, dass es auch für die Rothaarigen gilt, und für Roma (und Sinti).

So lenkt man und frau man und frau von den echten Problemen ab.


„Wie sah der Dieb/die Diebin aus, der/die sich mit Ihrem Fahrrad davongemacht hat?“ – „Das war eine Frau. Äh, oder ein weiblich gekleideter Mann. Oder ein Transgender, ja eben, warum nicht? Wachtmeister*in, ham Se erst ma’ne einfache Frage¸ zum Aufwärmen?“


Diesen Beitrag gab es auch in den VDS-Nachrichten Nr 60 (IV 2013) zu lesen.


  1.  
    Franz Wolf
    12. September 2013 | 14:54
     

    Lieber Herr Baer,
    Sie sprechen mir mit Ihren kritischen Anmerkungen zur Sprache aus der Seele.
    In Deutschland geht man bei der Vereinheitlichung zwischen Mann und Frau schon soweit, daß der Diminutiv oftmals klar weiblich ist, oder männlich, je nach Laune.
    Nachrichtensprecher oder Moderatoren scheuen sich nicht zu sagen:
    Das Mädchen und ihr Bruder, anstelle von s e i n Bruder.
    Das Mädchen kam von ihrer Großmutter…
    Das Weibchen bewacht ihr Gelege.
    Das Männchen bleibt stehen, e r hat etwas gewittert usw.
    Direkt aus dem Amerikanischen übersetzt ohne nachzudenken.
    Grüße F. Wolf

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