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Sprache im Wirtschaftsalltag
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Thesen

Kompakt, plakativ, provokant
  Mehr über Von Babylon nach Globylon gibt es in der in der baerentatze: Aktuelle Nachträge, Antworten auf Leserfragen sowie tiefergehende Erläuterungen und Ergänzungen zum Erlernen von Globisch. Außerdem finden Sie in der baerentatze Rezensionen und Leserkommentare.


Leseproben aus dem Buch

"Fremdsprachen in der Schule", unter anderem mit der Frage, wieso ausgerechnet Englisch als erste Fremdsprache besonders geeignet sei.

"Traber sind keine Springpferde". Meist reden alle vom Englischen, wenn sie die Weltsprache meinen, und dass wir es lernen müssten. So bleibt gleich zu Beginn die naheliegende Frage ungefragt: Wer braucht eigentlich genau welches Englisch für welchen Zweck?

"Lingua franca der Nomaden". Da geht es um die (deutsche) Muttersprache und welchen Wert sie für die Einwanderer besitzt.

"Unterschiede und Gemeinsamkeiten" (Englisch vs. Globisch). Zwar ist Globisch keine eigene Sprache im allgemein anerkannten Sinne der Sprachwissenschaft: Globisch ist gewissermaßen ein Tochteridiom des Englischen, und es ist der Weltsprache näher als die englische Kultursprache (die versteht draußen kaum einer). Worin unterscheidet sich gutes Englisch von der Weltsprache und warum ist Kenntnis des Unterschiedes für die Kommunikation der globalen Bürger enorm wichtig? Nebenbei auch wichtig: wie unterscheidet sich gutes Englisch vom globalesischen Kauderwelsch der Geschäftswelt, inbesondere der Finanzwelt und wie unterscheidet sich vom guten Englisch das Halbenglisch der Wissenschaftler, in dem sie publizieren und Vorträge halten?

"Das Lied vom Tod - und eines von der Liebe". In diesem Abschnitt werden für die Muttersprachen (ausdrücklich nicht nur die deutsche) ein paar Lanzen gebrochen: Ohne Muttersprache gibt es kein Lernen, also keine Physik, keine Mathematik, und kein gutes Englisch.

Für eilige Leser:

Einen ziemlich grobschlächtigen Überblick bietet die Zusammenstellung der
Babylon-Globylon-Thesen. Sie bündeln das Wichtigste - in überspitzter, verkürzter Form -, wie das mit Thesen so ist: provokant und nicht subtil.

Eine schnelle Einführung findet der Leser unter
"Renaissance der Muttersprachen", das war ein Interview der Sprachnachrichten des Vereins Deutsche Sprache (VDS) mit dem Autor.

In den Genuss einer neuen Art von Leseprobe kommen Sie bei Amazon, wenn Sie sich für die Kindle-Fassung interessieren. Dort können Sie - auch ohne einen Kindle zu besitzen - eine Leseprobe herunterladen, die Sie auf Ihrem gewohnten Bildschirm betrachten. Die Probe gibt immerhin die ersten 60 Seiten des Buches preis.

 

Von Babylon nach Globylon

Der Inhalt in drei Dutzend Thesen

Abschnitt A: Über die Weltsprache

1 -   Die Weltsprache wird systematisch mit Englisch verwechselt

Die Weltsprache sieht zwar aus wie Englisch, und sie klingt wie Englisch - ist aber zumeist nur schlechtes Englisch. Manchmal und immer öfter ist bereits Globisch die Weltsprache für jenes Drittel der Weltbürger, die bereits in irgendeiner Form des Englischen irgendwie miteinander verkehren - die meisten davon mehr schlecht als recht. (S. 16)

2 -   Eine Minderheit der Weltbevölkerung beherrscht gutes Englisch

Von den sieben Milliarden der Weltbevölkerung sprechen knapp fünf Prozent Englisch als ihre Muttersprache. Zwei Drittel der Menschheit kann überhaupt kein Englisch, das es zu verbessern gäbe. Es ist undenkbar, dass diese Mehrheit gutes Englisch erlernen könnte. Der Anspruch, dass ein gutes Englisch die Weltsprache sei oder sein müsse, ist unrealistisch. (S. 16)

3 -   Die englischen Muttersprachler überfordern den Rest der Welt

Zwei Milliarden Benutzer von meist schlechtem Englisch (oder bereits des globischen Englisch) sind in aller Regel mit gutem Englisch total überfordert. So geht es beispielsweise den meisten Deutschen mit Englischkenntnissen, deren Qualität systematisch überschätzt wird. Wer seinerseits im globalen Verkehr ein gutes Englisch verwendet, behindert die Kommunikation durch Missverständnisse und die Schwierigkeit diese aufzulösen. (S. 16)

4 -   Sprachüberlegenheit geht auf Kosten der Anderen

Einen Nutzen aus seiner sprachlichen Überlegenheit genießt der englische Muttersprachler nur, wo es darum geht andere zu übervorteilen, etwa in der Politik oder bei Verträgen, mit denen er den Kontrahenten über den Tisch zieht. In allen übrigen Situationen des wirtschaftlichen Alltags erreichen die Geschäftspartner mit dem Gleichlang des Globischen gemeinsam mehr.

5 -   Als Weltsprache genügt das globische Englisch

Globisch ist ein funktionsfähiges Zweckenglisch für den Alltagsbedarf des Geschäftslebens. Wo Globisch nicht genügt - für Verhandlungen auf höchster Ebene -, genügt auch gutes Englisch nicht. Da braucht man makelloses Englisch in professioneller Fehlerlosigkeit. Dazwischen gibt es keinen gleitenden Übergang, der den Einsatz von Halbprofis erlauben würde. (S. 19)

6 -   Globisch wird etwa 200mal besser verstanden als Englisch

Globisch hat einen begrenzten Wortschatz, eine reduzierte Grammatik und Beschränkungen im Sprachgebrauch. Das entspricht dem tatsächlichen Gebrauch der Weltsprache. Jeglicher Mehraufwand für besseres Englisch ist ein privater Luxus, keine wirtschaftliche Notwendigkeit. (S. 24)

7 -   Verhandlungssicheres Englisch erlangen nur Wenige

Nur zwei Sub-Submilieus der Gesellschaft erlangen muttersprachliches Englischniveau und nur sie können mit Muttersprachlern ebenbürtig verkehren: Das sind die von Hause aus Sprachprivilegierten sowie die Dolmetscher und Übersetzer. Alle anderen sind mit Globisch besser bedient, denn es ist ein illusorisches Ziel, das Spitzenenglisch trotzdem zu erstreben. Auch zehnmal so viel Schulenglisch würde daran nichts ändern. Sprachprivilegierter wird, wer fünf Jahre in einer englischen Umgebung zubringt, die ihm kein deutsches Wort durchgehen lässt; außerdem muss er sprachbegabt sein und fleißig englische Literatur lesen. Schulenglisch liefert dafür die Ausgangsbasis, mehr nicht. Mehr könnte keine Schule der Welt leisten, selbst wenn sie sämtliche Fächer auf Englisch unterrichtete. (S. 110 ff.)

8 -   Gutes Englisch ist aristokratisch und nützt keiner Allgemeinheit

Hochenglisch ist die Kultursprache der angelsächsischen Oberschicht, mit dem sie sich den Pöbel vom Halse hält und vorwitzige Besucher aus der Fremde an der Nase herumführt. Ähnliches kommt im Deutschen auch aber nicht in dieser Krassheit vor. Globisch ist eine demokratische Sprache; sie dient dazu, dass alle Weltbürger einander verstehen.

9 -   Als Englisch gilt auch der "globalesische" Sprachmüll

Globalesisch (nicht zu verwechseln mit Globisch) ist die Tarnsprache einer neureichen Scheinelite im Geschäftsleben. Mit ihrer praktizierten Variante des Englischen vernebelt sie Zusammenhänge statt Klarheit zu schaffen. Zugleich dient ihr globalesisches Idiom dazu sich von allen Anderen abzugrenzen. Das akademische Halbenglisch ist, was Hochschullehrer (meist mit dem gebührenden schlechten Gewissen) für passables Englisch halten. Merke: Neureiche und Angeber zählen nicht zum Adel. (S. 19 ff., 26, 84, 129, 179, 213 ff.)

10 -   Globisch ist eine bessere Weltsprache als jedes andere Englisch

Globisch dient ausschließlich der schnörkellosen Information und der nüchternen Kommunikation. Mit Kultur, Kunst, Poesie, Schönheit hat Globisch nichts zu tun - es ermöglicht nur die weitgehend fehlerarme Verständigung. Demgegenüber haben Bad Simple English (BSE) und Hochenglisch eines gemeinsam: Sie provozieren Missverständnisse, und die kommen teuer. (S. 156 ff., 171 ff.)

11 -   Für den Export brauchen wir kein besseres Englisch

Exportweltmeister waren wir, als unsere Kaufleute und Ingenieure Englisch erst in der Oberstufe gelernt haben (nach den anscheinend so nutzlosen Sprachen Latein und Altgriechisch). Seit wir so viel Aufhebens um Englisch machen, sind wir hinter China und die USA auf den dritten Platz zurückgefallen. Was das Eine mit dem Anderen zu tun hat? Nichts. (S. 146 ff.)

12 -   Als Konzernsprache blockiert Englisch die Verständigung

Wer zur Sache etwas Wichtiges beizutragen hätte, aber auf Englisch fällt es ihm nicht ein, der hält den Mund und überlässt das Feld denen, die außer Englisch nicht viel draufhaben. Bei DaimlerChrysler gingen die Kosten der erzwungenen Konzernsprache in die Milliarden. Mit der Muttersprache plus Globisch plus dem Einsatz von Profis hätte die Scheidung von Chrysler früher und billiger geschehen können, oder die Mesalliance hätte sich sogar vermeiden lassen. (S. 155 f.)

13 -   Blähenglisch blockiert das eigene Denken

Mit der globalesischen (nicht der globischen) Variante der englischen Sprache übernehmen die executives Versatzstücke einer Denkweise, die der unseren verwandt, aber nicht mit ihr identisch ist. Das globalesische Englisch, das eher zum Glauben als zum Verstehen verleitet, war bereits Geburtshelfer der weltweiten Finanzkrise. Mit seinen Englischkenntnissen müsste man schon außerordentlich sprachbegabt (mehr als sprachfertig) sein, um in diese Falle nicht zu tappen. Aber sogar gutes Englisch (ohne die globalesischen Versatzstücke) kann uns behindern: Wenn uns das Bemühen über Gebühr ablenkt um zu verstehen, was uns da auf Englisch korrekt, aber unzulänglich dargelegt wurde, kommen wir zur selben Zeit nicht zum eigenen Denken: eine infame und erfolgreiche Verhandlungstaktik. (S. 33 ff., 192 ff.)

14 -   "Englisch ein Muss!" behindert Fachleute

Mit der Forderung nach "Englisch perfekt in Wort und Schrift" unterzieht man Fachleute einem künstlichen Stress. Dieser hat mit der Sachlage nichts zu tun, schmälert aber die Erbringung der Leistung um die es eigentlich geht. Tatsächlich können selbst native speakers kein perfektes Englisch. So wird eine abstrakte Forderung zu einer Norm erklärt, deren Maßstäbe willkürlich verschiebbar sind - also grober Unfug. Sprachbegabte mögen in solcher Lage noch punkten können, alle anderen werden ohne erkennbaren Nutzen gequält. Keiner bekommt, was er braucht: angemessene Sprachkenntnisse. Wo Fachkenntnis weniger gilt als Sprachkenntnis, ist mit einem überhöhten Anteil von Hochstaplern zu rechnen, die eines gut verstehen: ihre Selbstvermarktung. Kluge Unternehmer verabschieden sich von diesen kostspieligen Verwirrspielen. (S. 86 ff., 115)

15 -   Standorte mit Zukunft pflegen die Muttersprache

Die Muttersprache ist ein Produktionsfaktor, der in jeder Volkswirtschaft den Erfolg dirigiert. Das Denken des Forschers und Entwicklers gelingt in der eigenen Sprache in aller Regel besser als in fremden Sprachen. Als gepflegte Muttersprache nimmt sie auch Einflüsse aus fremden Sprachen auf und kann sie zu ihrem Vorteil einverleiben. Die Abkehr von der Muttersprache hin zur englischen als Sprache der Wirtschaft- und der Wissenschaft riskiert den Verlust dieses Standortvorteils. Das implizite Versprechen auf Teilhabe an der Weltwirtschaft in englischer Sprache wiegt nichts, denn Exporterfolge gab es, lange bevor Englisch zur anscheinend unerlässlichen Voraussetzung für Exporterfolge avancierte. Verkaufen kann man - sogar radebrechend - in jeder Sprache, aber entwickeln muss man überlegene Produkte in der eigenen. (S. 165 ff.)

Der Inhalt in drei Dutzend Thesen

Abschnitt B: Über die Muttersprachen und Englisch

16 -   Englische Frühförderung ist vergebliche Liebesmüh

Früh geförderte Kinder werden in aller Regel vergebens indoktriniert und einem erhöhten Risiko des Stotterns ausgesetzt. Spätestens zur Pubertät werden sie von den Spätstartern überholt; das ist bereits erwiesen. Der Rummel um die Frühförderung ähnelt der Stümperei mit Canapés: Immer noch etwas draufzulegen verfeinert den Geschmack nicht mehr, es sieht nur nach mehr aus. Der ganze Aufwand wäre nützlicher in die Muttersprache investiert - und käme letztlich auch dem Englischlernen zugute. (S. 67 f.)

17 -   Als erste Fremdsprache eignet sich Englisch besonders schlecht

Der Einstieg erscheint so einfach, die Schüler werden zur Denkfaulheit verwöhnt und haben es später schwer im Gelände des höheren Englisch. Die Engländer und Amerikaner sind bereits zu träge zum Fremdsprachenlernen, mithin sind sie jedem Chinesen unterlegen, der neben Mandarin nur Globisch beherrscht. Eltern können sich getrost den gelegentlichen Zweifel erlauben, ob das Englischniveau, das sie für ihre Kinder als Ziel setzen, mit einer derart verfrühten Überbetonung des Englischen zu erreichen ist oder sogar behindert wird. Erwiesen ist seit langem, dass sich Latein, Russisch oder selbst Französisch als erste Fremdsprache besser eignen. (S. 65)

18 -   Fragwürdige Motive befeuern den Englischeifer

Die Motive für Entscheidungen pro oder kontra Englisch verdienen einen Schuss gesunder Skepsis. Wo Englisch als schick gilt, mag man sich an die Kurzlebigkeit von Moden erinnern. Fragwürdiger dürfte der Klassendünkel entlang von Sprachgrenzen sein, der aus dem Englischen herüberschwappt: Demzufolge ist Deutsch zwar geeignet die Einwanderer zu integrieren, aber für die eigenen Kinder gilt die Ausrichtung auf eine vollkommen englische Globalisierung; aus der Muttersprache hat man sich in manchen Submilieus bereits verabschiedet. (S. 60 ff.)

19 -   Gutes Englisch lässt sich nicht erzwingen

Mit dem gesteigerten schulischen Aufwand für Englischziele, die von vorneherein irreal gesteckt sind, knicken die Schulbehörden gegenüber den Eltern ein. So bedienen sie - wider besseres Wissen - die Ängste und den Dünkel der Bürger statt dem pädagogisch Vernünftigen zum Durchbruch zu verhelfen. Dem vorgeschützten Ziel - möglichst gute Englischkenntnisse für die Schüler - nähern sich die Schulen durch derlei willfähriges Verhalten aber nicht. Für gutes Englisch kann die Schule bestenfalls Grundlagen liefern, so wie sie es schon immer tat; dafür ist es unnötig den Aufwand für Englisch zu vervielfachen. Die Illusionen der Eltern bleiben Privatsache, sie sind keine Bildungsaufgabe des Staates oder der Wirtschaft. (S. 67 f.)

20 -   Die weltweit wichtigste Sprache ist die eigene

Die Muttersprache ist die erste Grundlage für jegliches Lernen. Vielleicht ist es notwendig zu erwähnen, dass diese schlichte Erkenntnis von der Linguistik bestätigt wird: Ohne gutes Deutsch ist gutes Englisch unmöglich, von Mathematik, Physik, Ethik, Geschichte ganz zu schweigen. Ohne Deutsch gibt es gute Noten nur im Sport. Diese Feststellung gilt für sämtliche Muttersprachen und wird in den meisten Staaten der Welt folgerichtig beherzigt, außer in Deutschland: Hier wird der Anteil des Deutschunterrichts zugunsten des Englischen zusehends verringert. Vielerorts gilt gar die Immersionsmethode als überlegen, bei der einige bis alle Fächer auf Englisch unterrichtet werden. Mit Ausnahme des Sports, und gerade da böte sich eine Umkehrung an: Den Sport haben wir tatsächlich von den Engländern (und Cricket haben wir noch immer nicht) gelernt. (S. 165 ff.)

Der Inhalt in drei Dutzend Thesen

Abschnitt C: Über die Sprachen der Wissenschaft

21 -   Die Wissenschaften veröden in der Einengung auf Englisch

Die Wissenschaften leben von der Vielfalt des Denkens, der Kulturen und der Sprachen. Schwergewichtige Beiträge zur Vermehrung des Wissens der Menschheit leistet, wer in eben der Sprache denkt, die er wirklich beherrscht, und in dieser Sprache vorträgt und veröffentlicht. Das ist - Ausnahmen bestätigen die Regel - in aller Regel die Muttersprache. Auch diese Erkenntnis ist eine Binsenweisheit und auch sie geht verloren in der gegenwärtigen Manie, dass alle Wissenschaft auf Englisch ausgerichtet sein müsse. Monokultur laugt auf die Dauer den besten Boden aus. (S. 209 ff.)

22 -   Die Chinesen forschen und entwickeln - nicht auf Englisch

Wer vor den Chinesen, den Indern, Japanern und anderen den Respekt aufbringt, der ihnen gebührt, wird von der Antwort nicht überrascht sein, in welcher Sprache sie wohl ihre Wissenschaften betreiben mögen? Sie tun es in der eigenen. Es gibt keine ernst zunehmende Quelle für die Annahme, dass beispielsweise China an dieser Regelung etwas ändern wollte. (S. 81 f., 160 f., 205, 224, 295)

23 -   Wissenschaft braucht die Terminologie in der Muttersprache

Exzellente Wissenschaft entfaltet sich stets entlang der Terminologieschöpfung in der eigenen Sprache. Verzichten wir auf diese Leistung und ersetzen wir sie durch Übernahme englischer Terminologien, können wir sie später in deutscher Sprache schwerlich wieder aufnehmen. Wie die Dinge liegen, werden wir den Verlust aber erst dann ernstnehmen, wenn wir gemerkt haben, dass es ohne Terminologie in der Muttersprache keinen Wiederaufstieg aus der Zweiten Liga der Wissenschaften gibt. Dorthin werden wir abrutschen, wenn wir den gegenwärtigen Trend weiter mitmachen. (S. 185, 187)

24nbsp;-   Lehre auf Halbenglisch ist weniger als die Hälfte

Hochschullehre in akademischem Halbenglisch gebiert Absolventen, die Deutsch in ihrem Fach nicht mehr richtig und Englisch noch nicht richtig können. Zu bedenken ist aber: Der Lehrbetrieb auf Deutsch hat uns über die Jahrzehnte mit Absolventen global vernetzt. Unsere Erfolge im Export beruhen auch darauf, dass wir auf allgemeine und fachliche Bildung Wert gelegt haben, und zwar in deutscher Sprache, und auf englische Lehre verzichtet haben. Die Wissenschaftler wissen das, die Regierenden wollen es nicht hören, die zuständigen Ministerien ignorieren es bewusst und die Studenten aus Indien gehen (wenn ihnen Englisch am Herzen liegt) im Zweifel gleich in die USA. (S. 218)

25 -   Publizieren in schlechtem Englisch blamiert den Autor

Für das akademische Publizieren gibt es eine intelligentere Lösung als sich mit kargem Englisch bloßzustellen. Die Frage ist legitim, mit welchem Recht man Spitzenenglisch von Wissenschaftlern überhaupt verlangen dürfe. Erkennbar wird hier ein Descartes'scher Analogieschluss unter dem Einfluss der Informationstechnik und des Internets: "Englisch muss ich können, also kann ich es." Der Irrtum schmerzt: Von dem Englisch der IT und des Netzes stockt dem Kenner der Atem. Dennoch gilt: Wissenschaftler müssen auf Englisch publizieren. Warum tun sie es nicht zuerst in der Sprache, die das Denken beflügelt (nicht einengt) und in der sie die Feinheiten ihrer Arbeit am besten darstellen können? Wegen der Kosten der Übersetzung oder aus Eitelkeit? Die Übertragung ins Englische kann doch nur Sache von Experten sein; Sprache ist ihr Beruf. Die Gesellschaft hat sich dafür stark zu machen, dass es genügend dieser Profis gibt und, dass Akademiker sich ihrer bedienen. (S. 211)

26 -   Für den akademischen Gedankenaustausch kann dürftiges Englisch nicht genügen

Radebrechen genügt für den Tourismus. Der akademische Gedankenaustausch in gebrochener Ausdrucksweise ist hingegen fragwürdig. Dabei gehen als erstes jene Feinheiten verloren, um deren Austausch es im Grunde geht. Mangels aktiver (produktiver) Sprachbeherrschung der englischen Sprache bringen die übrigen Muttersprachler mehr oder minder gestammelte Beiträge hervor, wenn sie nicht längst widerwillig schweigen. So überlassen sie jenen native speakers das Feld, die sich nicht genieren, auf Kosten der Zögerlichen zu punkten. Den Wissenschaften ist damit nicht gedient, denn Sinn wird nur gestiftet, wenn sich jeder der Sprache bedient, in der er denkt und das Besondere an seiner Arbeit in allen erforderlichen Analogien erklären kann. Das ist fast immer die Muttersprache. Die Übertragung des Gesagten ist daher eine Aufgabe für professionelle Dolmetscher. (S. 223)

Der Inhalt in drei Dutzend Thesen

Abschnitt D: Über die Sprache der Bürger im Alltag

27 -   Weltbürger wird keiner durch Liebedienerei

Zum Weltbürger qualifiziert sich, wer sich auf Grundlage seiner kulturellen Herkunft dazu bekennt. Anderenfalls wirkt seine Hinwendung als peinlich oder sogar als Flucht vor seiner historischen Mitverantwortung; dieser entkommt jedoch keiner. Zur Herkunft der Deutschen zählt die deutsche Sprache. Verzichtet er auf seine Muttersprache, bewirkt er das Gegenteil dessen, was er darstellen soll: Von Liebedienerei (beispielsweise gegenüber der englischen Sprache) lässt sich keiner zufriedenstellen; auch das eigene Gewissen lässt sich nicht übertölpeln. Im Übrigen muss sich für die paar Rechtsextremen hierzulande keiner mehr zu schämen als unsere Nachbarn für die ihren; es gibt sie bekanntlich auch im englischen Sprachraum. Ihretwegen auf die Muttersprache zu verzichten, ist pubertär: unglaubwürdig. (S. 44 f.)

28 -   Der Glaube an Englisch grenzt Millionen Mitbürger aus

Mit der geradezu religiösen Verehrung der englischen auf Kosten der Landessprache widersprechen wir dem Grundgesetz. Den Einwanderern rauben wir das Motiv zum Erwerb einer menschenwürdigen Teilhabe an der Gesellschaft vermittels der hier gültigen Landessprache. Manche Minderheiten ohne Englischkenntnisse schließen wir aus der Alltagskommunikation aus, als gäbe es sie nicht: die Alten, die es in der Schule nicht lernten, die Sprachschwachen, die funktionalen Analphabeten. Der einzige Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält, ist aber die Landessprache. Sprachpflege in der Form eines Schutzes vor Übertreibung bei Entlehnungen ist daher im Grunde auch eine gesellschaftliche Aufgabe und nicht nur eine Privatsache. (S. 69 ff.)

29 -   "Englisch als Landessprache!" - eine gedankenfreie Forderung

Englisch als Landessprache in Deutschland zu fordern ergibt noch weniger Sinn als die Züchtung von Chihuahua für Polizeiaufgaben. Man muss nur zu Ende denken, unter welchen Anstrengungen das Ziel angestrebt und trotzdem nicht erreicht würde. Englisch als Landessprache fordert, wer sein Gestammel mit Englisch verwechselt und schon lange nicht mehr in der Presse erwähnt wurde. (S. 229)

30 -   Sprachpflege zählt zum Ressourcenschutz

Wenn wir die Muttersprache ernstnehmen, ist sie eine Quelle geistiger Energie. Sie ist unversiegbar, vorausgesetzt wir kümmern uns um sie. Dann ist sie, was es nur in der Kultur, nicht in der Natur geben kann: Ein Apparat der mehr Energie verfügbar macht als zu seinem Betrieb hineinstecken muss. Vernachlässigen wir die Sprache, so gilt allerdings der umgekehrte Fall: Wir verbrauchen die Substanz bis sie auf dem Niveau eines Dialektes dahinsiecht. So gesehen ist Sprache ein endlicher Rohstoff - da gibt es auch nichts mehr zu recyceln. (S. 187 ff.)

31 -   Englisch als Gerichtssprache dient nicht dem Volk

Aufgabe der Rechtsprechung ist die Wahrung des Rechtsfriedens. Wie das den Gerichten gelingen soll, wenn Zivilprozesse zunehmend auf Englisch geführt werden, versucht bisher keiner zu beantworten. Prozessführung auf Englisch liegt im Interesse einer Minderheit, die keines Schutzes bedarf; außer wenigen Spezialisten in den Anwaltskanzleien versteht hierzulande keiner das Juristenenglisch. Das Volk spricht Deutsch; es möchte verstehen, was sich in seinem Namen vor den Gerichten im eigenen Lande abspielt. Und wenn es schon (und nur ausnahmsweise) Englisch sein muss, dann in in der Variante, die immerhin den Meisten im Lande noch zugänglich ist oder gemacht werden kann: Globisch, nicht Hochenglisch. (S. 72 ff.)

32 -   Als einigende Sprache braucht Europa - die Sprache seiner Gegner am wenigsten

Europas einzigartiger Standortvorteil beruht auf der Vielfalt seiner Kulturen und Sprachen. Aus der Vielfalt gehen Gedanken hervor, die nicht zustande kämen, wenn sich alle Europäer in einer gemeinsamen Sprache auszudrücken hätten, schon gar nicht in der Sprache der erklärten Gegener Europas. Dass eine einheitliche Sprache völkerverbindende, friedensstiftende Kraft besäße, ist nicht beweisbar. Im Gegenteil: Bürgerkriege wie in Spanien, am Balkan, in Korea und anderswo wurden durch gemeinsame Sprache nicht verhindert. Die Muttersprachen Europas gewinnen ihre Geltung in dem Maße zurück, wie das Brüsseler Gemenge aus Bad Simple English und Beamtenenglisch durch ein ordentliches Globisch ersetzt wird; zusätzlich benötigt Europa mehr Dolmetscher und Übersetzer. (S. 90 ff.)

33 -   Andere verwenden ihre Sprache als Waffe - wir nicht

Wir denken gar nicht erst daran, unsere Muttersprache international als Waffe einzusetzen. Dabei mag es bleiben, kein vernünftiger Mensch möchte es rückgängig machen. Vernünftig wäre indes auch, dass wir das Kolonialgehabe der Amerikaner und Briten immerhin als den Sprachimperialismus erkennen, der er ist. Ihre bewusste (und offen eingestandene) Sprachpolitik hat auch wirtschaftliche Folgen zu unseren Ungunsten. Wehren dürfen wir uns auch gegen die Chuzpe, mit der - ausgerechnet - die europafeindlichsten EU-Mitglieder mit ihrer Sprache sämtlichen anderen Mitgliedern britische Denkweisen aufzwingen. Einflussreiche Amerikaner führen sich sogar so auf, als müsste die Welt an ihrem Wesen genesen. Und müssten solche Töne bekannt vorkommen. (S. 36, 79 ff.)

34 -   Erstes Opfer des Sprachimperialismus ist - Hochenglisch

Der Sprachimperialismus macht paradoxerweise die englische Sprache zum ersten Opfer der Globalisierung: Die englische Kultursprache ist bedroht. Ihre nicht muttersprachlichen Nutzer verflachen sie mit minderwertigem Englisch. die Engländer selber unterscheiden noch nicht zwischen Globisch und Englisch und sie verwechseln den globalesischen Jargon der Geschäfts- und Finanzwelt mit Hochenglisch. Es wäre indes ein schwer zu verkraftendes Opfer des Sprachwandels, wenn die Sprache Shakespeares zertrampelt würde. (S. 59, 182 f.)

35 -   Globisch nützt allen Muttersprachen

Die Erkenntnis, dass ein Drittel der globalen Bürger bereits Globisch spricht oder sich auf dem Umweg über schlechtes Englisch auf Globisch zubewegt, könnte das Ende des gängigen Englischwahns von der Wiege bis zur Rente einleiten: So kann die eigene Sprache (jede Muttersprache, auch die englische) den Spielraum zurückgewinnen, den ihre Sprecher zum eigenen Denken und für eine geordnete Verständigung benötigen. (S. 21 f, 60 ff.)

36 -   Sprache verändert sich nicht - sie wird verändert

Einer plappert es dem Anderen nach, dass sich die Sprache verändere, aber auch häufig wiederholt wird der Satz nicht richtiger. Tatsächlich verändert nicht die Sprache sich, sondern sie wird verändert, und zwar von denen die sie gebrauchen und missbrauchen. Das müsste über kurz oder lang auch den Linguisten auffallen, die sich über die "selbsternannten Sprachschützer" ärgern. Wenn aber die Muttersprache derart gedankenlos misshandelt wird, liegt es nahe, dass andere sie unter ihre Fittiche nehmen. Daran kann jeder mitwirken - durch bewussten Umgang mit seiner Muttersprache. (S. 54 ff.)

37 -   "Dafür gibt es kein deutsches Wort!" ist ein blasses Argument

Es ist schließlich der Sinn von Wortschöpfungen, dass neue Begriffe mit neuen Wörtern bezeichnet werden, sei es durch Neuerfindung, durch Umdeutung vorhandener Wörter aus dem Sprachschatz oder gegebenenfalls durch Entlehnung aus anderen Sprachen. "Gibt es nicht!" gibt es nicht in der Sprache. Nur Denkfaulheit (oder Denkverbot) spricht dafür, dass man sich zur Einkleidung aus fremden Garderoben bedient, bevor man in der eigenen nachsieht. Für ein wirklich neues Ding gibt es in keiner Sprache bereits ein Wort, nicht einmal in der englischen, und was die Amerikaner und Briten können ("Let's call that a stalker"), kann jeder andere auch ("Dann nennen wir das doch einen Nachsteller"). Manche fremdsprachlich gebildeten Engländer sind geradezu fasziniert von den Möglichkeiten Neues in der deutschen Sprache begrifflich zu fassen. Indem wir uns einreden lassen, dass nur Englisch zu Neuem fähig sei, setzen wir unsere Denkfähigkeit aufs Spiel. In der eigenen Sprache trauen wir uns nicht mehr zum eigenen Denken, wir schreiben lieber ab - und machen dabei lauter Fehler. (S. 117 ff.)

38 -   Die Muttersprache kommt kostenlos, nicht umsonst

Die Muttersprache ist leichtes Gepäck, leicht geht es verloren - für immer. Was manchen als Ersatz vorschwebt - das Weltsprachenenglisch - eignet sich als Ersatz für Muttersprachen nicht im geringsten. Er blüht uns aber, wenn wir nicht eingreifen. (S. 182 ff.)

Darüber hinaus

Im Abschnitt 6 - Globisch lernen des Buches Von Babylon nach Globylon erfahren Sie, was Sie tun müssen, um Globisch zu beherrschen und was Sie getrost sein lassen können: Globisch ist zwar kein Fingerschlecken, aber für jedermann in überschaubarer Zeit erreichbar. Und hier gibt es die Bestellinformationen zur gedruckten und zur Kindle-Fassung.


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